Konzert in der Düsseldorfer Tonhalle Ein Grenzgänger an der Mandoline

Düsseldorf · Der in Berlin lebende Avi Avital nimmt in der Tonhalle leichte Musik sehr ernst.

 Avi Avital erweitert ständig das musikalische Repertoire auf der Mandoline und spielt auch Jazz und Klezmer.  Foto: Christoph Koestlin

Avi Avital erweitert ständig das musikalische Repertoire auf der Mandoline und spielt auch Jazz und Klezmer. Foto: Christoph Koestlin

Foto: Chr. Koestlin/Christoph Koestlin

Wenn der hochgewachsene Avi Avital die Bühne betritt und auf seinem Podest Platz nimmt, das ihn auf Augenhöhe bringt mit dem im Stehen spielenden Spezialisten-Ensemble Il Pomo d’Oro, stutzt man unweigerlich: Schwenkt er da ein Spielzeug­instrument? So klein wirkt seine Mandoline, ein Instrument, das wirklich prominent höchstens durch Mozarts Ständchen aus „Don Giovanni“ in der musikalischen Weltliteratur vertreten ist.

Doch seit einigen Jahren kämpft Avi Avital vehement für die hell timbrierte, zarte Mandoline, und das an allen Fronten. Der Musiker mit marokkanischen Wurzeln, der in Israel groß wurde, in Italien studierte und heute in Berlin lebt, spielt nicht nur die schmale Originalliteratur für die Mandoline, sondern erweitert ständig ihr Repertoire mit Arrangements und wandelt daneben auch als schwindelfreier Grenzgänger zwischen Tango, Klezmer, Jazz, Welt- und Gegenwartsmusik, die er häufig selbst in Auftrag gibt.

Neben zwei Original-Konzerten für Mandoline von Emanuele Barbella und Giovanni Paisiello spielt Avital die Bearbeitung einer Cembalo-Sonate von Domenico Scarlatti und zu Beginn das pfiffige Arrangement eines Blockflöten-Concertos von Domenico Sarro. Nachdem das ohne Dirigenten spielende Ensemble Il Pomo d’Oro mit Nicola Fiorenzas Streicher-Sinfonie in c-moll den Abend mit weich und warm klingendem Darmsaiten-Sound, delikaten Soli der Primaria Alfia Bakieva und federnden Tempi einläutet, greift Avital mit drängendem Elan in die Saiten.

Anfangs wirkt es so, als müsste das Instrument fast zerbrechen an der Energie, mit der Avital es bearbeitet. So, als wolle er damit einen Kontrabass zum Pirouetten-Tanzen bringen. Aber die winzige Mandoline bleibt heil.

Das Programm des kurzen, aber ungemein kurzweiligen Abends folgt einer klugen Steigerungs-Dramaturgie, denn auf Bearbeitungen, die trotz ihrer ausgefuchsten Arrangements auf der Mandoline immer doch ein klein wenig holpern – weil schnelle Läufe für Bläser oder Tasteninstrumente eben anders „gebaut“ sind – folgen Originalkompositionen, die den Eigenheiten der Mandoline besonders schmeicheln. Wie etwa der unvergleichlichr zweite Satz von Barbellas Mandolinenkonzert. Oder das abschließende Paisiello-Mandolinenkonzert, in dessen Larghetto-Satz Avital in der subtil formulierten Kadenz mit frappierenden dynamischen und farblichen Schattierungen aufwartet.

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