Düsseldorf London ist interessiert am NRW-Forum

Düsseldorf · Die Diskussion um das bedrohte Kunsthaus geht weiter: Kunstberater Helge Achenbach forciert seine Idee einer Zusammenarbeit mit dem Victoria & Albert Museum. Dort zeigt man Interesse. Aber es sind weiter viele Fragen offen.

Prominente diskutieren über Erhalt des NRW-Forums
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Die Zukunft des NRW-Forums sorgt weiter für Diskussionsstoff. SPD und Grüne forderten Oberbürgermeister Dirk Elbers gestern auf, sich stärker für den Erhalt des Ausstellungshauses einzusetzen und einen Austausch mit der "Initiative NRW-Forum" zu beginnen, zu der sich 18 bekannte Persönlichkeiten der Stadt zusammengeschlossen haben. Bislang droht ein Gespräch daran zu scheitern, dass sich der Initiator der Initiative, der Kunstberater Helge Achenbach, mit Elbers verkracht hat. Achenbach hatte öffentlich die Kulturpolitik von Elbers hart kritisiert, der Oberbürgermeister lud ihn daraufhin für ein Treffen mit der Initiative aus.

In Sachen NRW-Forum legt Achenbach nun nach. Er hat am Wochenende seine Idee weiterverfolgt, das in London ansässige Victoria & Albert Museum (V&A) für eine langfristige Partnerschaft zu gewinnen. Sie würde für die beteiligten Museen große Ausstellungen zu geringeren Kosten ermöglichen. Der deutsche Direktor des V&A, Martin Roth, zeigt sich interessiert. "Wir wollen uns mit deutschen Ausstellungshäusern verbinden. Das NRW-Forum wäre sicherlich geeignet dafür — vorausgesetzt die wirtschaftlichen Verhältnisse sind gesichert", schreibt er der RP. Das Londoner Museum hat mit dem NRW-Forum bereits zusammengearbeitet. Es beherbergt die größte Sammlung von Kunstgewerbe und Design der Welt und zählt im Jahr rund 2,5 Millionen Besucher.

Gerade läuft in London eine viel beachtete Ausstellung zu David Bowie an, die auch in das Konzept des NRW-Forums passen würde. "Ich würde mich freuen, wenn ,David Bowie is' im NRW-Forum gezeigt würde — immerhin inmitten eines gigantisch großen Ballungsraums", meint V&A-Direktor Roth.

Achenbach will weitere hochkarätige Partner suchen. Sollte eine internationale Allianz gelingen, sei dies eine Chance, das Land NRW als Geldgeber zurückzugewinnen. "Ein solches Kunsthaus würde für ganz NRW werben und wäre für die zwölf Millionen Menschen interessant, die in der Region wohnen." Er stellt sich das Museum als gemeinnützige Gesellschaft in privater Hand vor, die von Stadt und Land bezuschusst wird. Viel Geld soll von privaten Unterstützern kommen. Entscheidend sei es, für ein attraktives Programm zu sorgen. "Wenn wir tolle Ausstellungen holen, kommen auch Sponsoren", meint Achenbach. Die langjährigen Leiter des NRW-Forums Werner Lippert und Petra Wenzel haben zugesagt, dass sie für eine Übergangszeit zur Verfügung stehen würden. Zunächst hatte es geheißen, dass sie sich zum Jahresende zurückziehen wollen, unabhängig von der wegfallenden Förderung. Für einen Weiterbetrieb fehlen rund 700 000 Euro.

Bürgermeister Friedrich Conzen (CDU) ist über die anhaltende Kritik an der Stadtspitze verärgert. Er weist darauf hin, dass das Aus des NRW-Forums droht, weil die rot-grüne Landesregierung ausgestiegen ist. Düsseldorf investiere viel Geld in die Kultur. "Wir sind derzeit gezwungen, mit mehreren schwierigen Situationen umzugehen, an denen wir keine Schuld tragen", sagt Conzen. Die Opernehe drohe wegen des verschuldeten Partners Duisburg teurer zu werden. Für ein Nachfolgemuseum für das NRW-Forum setze die Stadtspitze sich trotzdem ein und habe gute Ideen entwickelt. "Wir sind im Gespräch mit Künstlern und konnten das Fotoatelier Grieger als Partner gewinnen." Achenbach habe nichts für die Stadt getan. "Er nimmt nur den Mund voll." Conzen geht davon aus, dass Elbers sich bald mit den anderen Unterstützern treffen wird.

Es mehren sich derweil die Stimmen, die eine Versachlichung der Diskussion fordern. So der Hotelunternehmer und NRW-Forum-Fan Jörg Lindner. "Es wird der Sache nicht helfen, wenn wir in eine politische Auseinandersetzung hereingeraten." Ihm sei nicht daran gelegen, die Kulturpolitik der Stadt zu kritisieren; er wolle sich nur dafür einsetzen, eine bewährte und mit viel privater Initiative geführte Kultureinrichtung zu retten. "Das geht nur, wenn wir uns konstruktiv zusammensetzen."

(RP/ila)
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