Lesung im Heine-Institut Marion Brasch erzählt von schicksalhaften Begegnungen

Anlässlich der Literaturtage war Marion Brasch zu Gast im Heine-Institut. Die Hörfunkjournalistin stellte dort ihr neues Buch vor. „Lieber woanders“ ist ein schmaler Band. Er beschreibt die schicksalhafte Begegnung zweier Personen, die auf verhängnisvolle Weise miteinander verbunden sind.

 Marion Brasch.

Marion Brasch.

Foto: dpa

In den erzählten 24 Stunden bewegen sich die beiden aufeinander zu, bis sich ihre Wege schließlich kreuzen. Ihrem Roman vorangestellt hat die Autorin eine Binsenweisheit: „So ist das Leben“. Man sollte also erst gar nicht versuchen, das Leben zu erklären, weil es einfach so ist.

Dennoch hat Marion Brasch vor einigen Jahren versucht, einiges in ihrem Leben zu erklären, indem sie die Geschichte ihrer Familie aufschrieb. „Ab jetzt ist Ruhe“ hieß ihr erstes Buch. Als ihre jüdischen Eltern nach dem Krieg aus dem Exil in London zurückkehrten, gingen sie aus Überzeugung in die DDR: Sie wollten das bessere Deutschland mit aufbauen. Der Vater Horst Brasch machte Karriere und gehörte bald zur Nomenklatura. Sein Leben lang wollte er nicht wahrhaben, dass der Staat sich in eine Richtung entwickelte, die nur noch wenig mit seinen ursprünglichen Idealen zu tun hatte. Die Familie Brasch stand unter besonderer Beobachtung des Staates, weil alle Mitglieder als prominente Intellektuelle galten. Als die drei Söhne erwachsen wurden, rebellierten sie gegen das System und den Vater. Tochter Marion, die ihren Vater verehrte, saß zwischen den Stühlen. Als im vergangenen Jahr ein Film über die Braschs erschien, nannte man sie „die Buddenbrooks des Ostens“.

„Das Judentum spielte in unserer Familie keine Rolle“, erklärte sie im Heine-Institut, als dort der latente Antisemitismus der DDR zur Sprache kam. „Mein Vater ließ sich katholisch taufen, um der Judenverfolgung zu entgehen, ging im Kloster Ettal zur Schule und wurde dann Kommunist nach dem Motto: Himmelreich auf Erden, das geht auch ohne Gott.“ Zurück zum Roman, ihrem vierten Buch. Ob der in Berlin spiele, wurde gefragt. „So denkt man häufig, weil ich dort lebe“, sagt sie. „Aber die Geschichte könnte natürlich auch woanders, vielleicht in Düsseldorf passiert sein.“

Info Marion Brasch: „Lieber woanders“, Verlag S. Fischer, 160 Seiten, 20 Euro

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