Lesung im Düsseldorfer Heine-Haus Katharina Hacker möchte dir das Sie anbieten

Im Heine-Haus stellte Katharina Hacker ihre „Minutenessays“ vor: Kurze Texte, in denen sie das Leben beobachtet. Sie schreibt über ihre Töchter, Hunde, Katzen, Engel, den Tod und vieles mehr.

 Autorin Katharina Hacker im Heine-Haus.

Autorin Katharina Hacker im Heine-Haus.

Foto: Hans-Juergen Bauer/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Ob Nudeln kochend oder im Wartezimmer sitzend – Katharina Hackers „Minutenessays“ sollte man immer griffbereit haben, um zwischendurch reinschauen zu können, wenn man ein wenig Zeit hat. Denn darin besteht der Sinn des kleinen Büchleins, aus dem alle Texte innerhalb einer Minute fertig gelesen sind. So eignet es sich auch für Menschen, die eigentlich nicht so gerne lesen, erklärte die Autorin, die ihr neues Buch im Heine-Haus vorstellte.

Buchliebhaber sollten aber auch einen Blick reinwerfen, denn es geht immerhin um Sprache. Der Kürze der Texte geschuldet, bringt Hacker pointiert und clever Großes auf den Punkt. Sie spricht Themen an, die in unserer Gesellschaft immer wichtiger werden: Respekt, Authentizität, Achtsamkeit, Älterwerden. Dafür beschreibt sie kleine Beobachtungen und Begegnungen im Alltag, die auf den ersten Blick unwichtig erscheinen, es aber nicht sind.

Viele Texte drehen sich zum Beispiel um das Verhalten von Hunden. Obwohl sie stinken, Lärm machen und sich manchmal wahnsinnig verhalten, seien sie ein Vorbild für Wiedersehensfreude und Loyalität. „Der Umgang mit Tieren bildet darin aus, von sich selber abzusehen. Eine Übung, die sich gut auf den Menschen übertragen lässt“, sagt sie.

Unterm Strich plädiert Hacker für mehr Zugewandtheit. Das bedeutet für sie nicht, dass sie ihrem Gegenüber das größte Interesse entgegenbringt . „Respekt mit Distanz“ nennt sie ihr Modell, in dem sie auch mal ruhig bleibt, wenn sie anderer Meinung ist, zum Wohle der Gemeinschaft. „Wenn es nur darum geht, Platz für sich zu schaffen, anstatt ihn für andere einzuräumen, müssen wir Wohlwollen mit aller Kraft verteidigen.“ Vor allem für Menschen, die sich in einem Alter befinden, das „wie ein schlecht sitzendes Kleid“ nicht zu ihnen passt. „Meine Tochter war ein untalentiertes Baby, ich war eine fürchterliche Pubertierende. Gerade dann müssen wir freundlich sein.“

Da es ja auch um Sprache geht, beschäftigt sich Hacker in ihren Texten mit den festgesetzten Konnotationen von Worten und stellt sie auf den Kopf. Nett sei zum Beispiel eines dieser Adjektive, das niemand mehr benutze, weil es so abwertend klinge. „Nett nennt man ein hässliches Kind.“ Dabei bedeute es ursprünglich, „klar, klug, unverstellt, ohne Argwohn, zugewandt“ zu sein. Im Gegensatz hat das Wort „authentisch“ nur positive Konnotationen, obwohl es das nicht immer ist. Denn authentisch seien auch Sportsocken und Trainingstaschen.

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