Ausstellung am Worringer Platz Wie Studenten Leerstand für eine eigene Ausstellung nutzen

Düsseldorf · In der Ausstellung „White Space“ geht es um die Beziehung von Raum und Mensch – unter den Kunstwerken sind dokumentarische Fotografien der ehemaligen Sternverlag-Filiale, aber auch Video- und Lichtinstallationen, Gemälde und Skulpturen.

 Die Schau „White Space“ befindet sich am Worringer Platz 5.

Die Schau „White Space“ befindet sich am Worringer Platz 5.

Foto: Markus Luigs

500 Meter vom Hauptbahnhof entfernt – zentrale Lage, gefragtes Viertel, könnte man meinen. Stattdessen stehen hier viele Ladengeschäfte leer, und es sieht nicht nach der beliebtesten Wohngegend aus. Der Worringer Platz gilt seit Jahren als verrufen, für manche ist er wegen der Drogenszene der Schandfleck der Stadt. „Und trotzdem ist es absurd, wie viel Platz hier ist“, sagt Lea Mork. Genau darum geht es in der Ausstellung „White Space“, die sie mit ihren Kommilitoninnen Anne Groh und Katrin Rollmann kuratiert.

Im leerstehenden Haus am Worringer Platz 5 haben sie Platz: Der Raum hinter dem schwarzen Eingangstor erstreckt sich weit nach hinten, eine Treppe mit führt außerdem ins Untergeschoss. „Früher war das ein Warenhandel“, berichtet Groh. Seit einiger Zeit vermietet der Besitzer das Geschäft an Kunstvereine, außerdem probt eine Band hier. Man sieht dem Raum an, dass er einiges hinter sich hat: An einigen Stellen bröckelt der Putz, Kabel hängen aus der Decke, viele Nägel haben schon Bilder gehalten und sind jetzt unbenutzt.

 Lea Mork, Anne Groh und Katrin Rollmann (v. l.) sind die Kuratorinnen der Ausstellung.

Lea Mork, Anne Groh und Katrin Rollmann (v. l.) sind die Kuratorinnen der Ausstellung.

Foto: The-Duy Hoang

Wie gemacht ist das Ambiente für die Fotografien von Markus Luigs, die unter anderem die verlassene, gespenstische Filiale des Sternverlags zeigen. Sein dokumentarischer Blick setzt sich mit dem realen Raum auseinander und hebt Brüche hervor. Einen anderen Ansatz hat Lauritz Paul Löder: Seine sechs Analogfotografien, die im Eingangsbereich hängen, sind teils bewusst manipuliert – mittels Doppelbelichtung. Man muss mehrmals hinschauen, um in den Abbildern leerer Industrieruinen Umrisse von Menschen zu erkennen. Neben den Fotos gibt es noch mehr zu entdecken, die größte Aufmerksamkeit erzeugt wohl die rot und blau blinkende Installation von Jonas Habrich. Es sind „Open“-Schilder, wie man sie von Kiosken oder Bars kennt, doch sie sind umhüllt von einer milchigen, dicken Bauplane. „Die Installation bittet herein und verwehrt gleichzeitig den Eintritt“, erklärt Groh.

Die drei Studentinnen der Heinrich-Heine-Universität haben den Raum für die Ausstellung so gelassen, wie er ist – einige der neun Künstler haben ihre Kunstwerke, darunter noch zwei weitere Installationen, Skulpturen und Gemälden, an den Raum angepasst. Entstanden ist eine Ausstellung, deren Ursprungsgedanke zwar ein gesellschaftspolitischer war, die den Fokus aber letztlich und in sehr gelungener Weise auf die Ästhetik legt. Dennoch haben die drei ihr Ziel erreicht – den leerstehenden Raum mit Kunst zu beleben. Ein Themenabend zu städtischem Leerstand muss wegen Corona ausfallen – doch die Kunstwerke lassen genug Raum, um eben diesen zu füllen: mit Interpretationen und Diskussionen.

Info White Space läuft bis Samstag, 29. August, Worringer Platz 5. Di–Fr 17–21 Uhr, Sa und So 12–16 Uhr. Eintritt frei.

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