Düsseldorf Lee Fields hält Soulmusik lebendig

Düsseldorf · Die Bühne des Zakk ist an diesem Abend eine Zeitmaschine. Drahtige, junge Herren in beigen, braunen oder ockerfarbenen Anzügen betreten sie und spielen unter Zuhilfenahme von Instrumenten wie der Hammond-Orgel, einer halbakustischen Gitarre, Saxophon und Trompeten einen Sound, der sich zeitlich verorten lässt: Er klingt nach 1969, dem Jahr, in dem Lee Fields seine erste Platte aufgenommen hat.

Die jungen Herren sind die Band The Expressions und sie lassen sich Zeit, um ihrem Leader einen gemäßen Soundteppich auszurollen: Erst nach zwei Stücken kommt er mit viel Tamtam auf die Bühne: Lee Fields, ein Urgestein der Soulmusik, der erst spät zu Ruhm fand. Anfang des Jahrtausends entdeckten junge Musikbegeisterte aus New York den heute 64-Jährigen wieder, der zwar sein ganzes Leben Musik gemacht hatte, aber nie so erfolgreich war wie seine Vorbilder James Brown oder Otis Redding.

Die Lücke, die James Browns Tod 2006 hinterlassen hat, füllt der Mann prächtig. Seine Bühnenpräsenz ist einfach umwerfend. Sie währt zwar nur etwa 60 Minuten, aber in dieser Zeit steckt mehr Energie als in manch anderer Welt-Tournee. Während The Expressions mit wenig äußerer Regung, aber exakten Akzenten, den ungemein warmen 1960er-Jahre-Sound zwischen den afroamerikanischen Stilen Soul, Gospel und Blues aufleben lassen, singt der 64-Jährige mit Leidenschaft, Hingabe und einer der letzten großen Soul-Stimmen, die geblieben sind und hoffentlich noch lange bleiben.

"Faithful Man", "Talk To Somebody" - das sind relativ junge Songs, die wie ein Stück Musikgeschichte klingen und mit Kraft in Leib und Magen übergehen. Die Menge im Zakk tanzt, schwitzt - und ist glücklich.

(RP)
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