Düsseldorf Launiger Abend mit Texten von Heiner Müller

Düsseldorf · Schon Shakespeares Hamlet hat es festgestellt; "Die Zeit ist aus den Fugen." Theatermacher Heiner Müller hat die "Hamletmaschine" auf die Bühne gebracht. Und der Schauspieler Boris Wagner und der Perkussionist Tobias Schirmer stellen ihrem Projekt mit Müller-Texten, das sie als Uraufführung präsentierten, das Hamlet-Zitat voran. In der Tat, die Zeit, sie scheint wirklich aus den Fugen in diesen Texten. Sie handeln von Krieg, Tod und Sex, keine leichte Kost also, kompromisslos, von kafkaesker Stimmung geprägt.

Gut, dass das Düsseldorf Festival auch Platz für das bietet, was abseits des Mainstream passiert. Wagner deklamiert die Texte eindringlich, sei es die Ohnmachtsfantasie, in der sich ein geknechteter Angestellter durch einen Zeitsprung in Peru wiederfindet, oder die um Selbstmord und Mord kreisende "Todesanzeige". Es gelingt ihm, den Worten auf den beklemmenden Grund zu gehen. Perkussionist Tobias Schirmer dient mit seinem Arsenal an Schlagwerk mehr als ein Vertoner des gesprochenen Wortes. Er schafft ein eigenständiges Werk, erzeugt, schrille, kalte Töne, wo es sein muss, treibt die Sprache voran, unterbricht sie aber auch. So entsteht in der Verbindung mit simpler effektiver Beleuchtung eine intensive beruhigende Atmosphäre im Lesesaal.

Beruhigend auch: Im "Theatertod" ist das Blut nur ein Farbklecks. Oder doch nicht? Herzlicher Applaus für eine kleine Vorstellung, die es in sich hatte.

(RP)
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