Kunstraum Capri Mini-Kunsthalle an der Ackerstraße

Der von einer Stiftung finanzierte Kunstraum Capri zeigt Ausstellungen, für die anderswo kein Platz ist.

 Einblick in den von Charlemagne Palestine gestalteten Kunstraum Capri.   Foto: CAPRI/ Achim Kukulies

Einblick in den von Charlemagne Palestine gestalteten Kunstraum Capri.  Foto: CAPRI/ Achim Kukulies

Foto: CAPRI/Achim Kukulies

Der Beginn der Ackerstraße am Worringer Platz ist von Schnellimbissen und Handyläden geprägt. Rau und heruntergekommen ist die Straße. Nicht viel erinnert an das neue Hochglanz-Düsseldorf, das gerade rundherum für potente Käufer gebaut wird. Und noch weniger erinnert die winterlich graue Ackerstraße an Capri, die von Vico Torriani besungene Sehnsuchtsinsel der Deutschen, wo die rote Sonne im Meer versinkt.

Trotzdem gibt es auf der Ackerstraße Capri. Seit 2013 betreibt die „Modern Collections Foundation“, eine Stiftung der Galeristen Nina Höke und Alexander Sies, einen kleinen Ausstellungs- und Projektraum. Wo früher eine Änderungsschneiderei ansässig war, wird heute international beachtete Kunst ausgestellt. Zuletzt zeigte der chinesische Videokünstler Wong Ping eine Videoarbeit, im Februar folgen dann das Künstlerpaar Nina Canell und Robin Watkins mit ihrer Schau „Energy Budget“.

„Der Name des Kunstraumes sollte einen Bezug zu Düsseldorf haben, aber auch ein Ort sein, an dem man Kunst losgelöst von kommerziellen Institutionen erfahren kann. So kam ich auf Capri, mit der Verbindung zur Capri-Batterie von Joseph Beuys und seinem Bezug zu Düsseldorf“, erklärt Alexander Sies, der 1999 mit Nina Höke die Galerie „Sies + Höke“ eröffnete. Schon als Schüler hat der heute 49-jährige Galerist mit Kunst gehandelt und sie auch gesammelt – zu seinen ersten Käufen gehörten damals kleine Beuys-Arbeiten, wie eben die gelbe Glühbirne an die eine Zitrone angeschlossen ist. Im Jahr 2007 gründeten Sies und Höke ihre Stiftung zur Förderung von moderner Kunst. Seit der Gründung verleiht die Stiftung Kunstwerke an Kinderstationen der Düsseldorfer Uniklinik. „Das ist für die Kinder dort eine schöne Ablenkung, nicht auf weiße Wände schauen zu müssen“, sagt Sies. „Wir freuen uns, mit unserer Stiftung dazu beitragen zu können, das Leben etwas farbiger machen zu können.“

Daneben liegt das Hauptaugenmerk der Stiftung, die durch Spenden finanziert wird und über einen Grundstock an Kunstwerken verfügt, auf dem Kunstraum Capri. „Wir haben einen starken internationalen Fokus, aber auch immer wieder regionale Bezüge“, erklärt der Galerist. So stellten schon die Pionierin der Computer-basierten Kunst, Lilian Schwartz, und der Mönchengladbacher Gregor Schneider bei Capri aus. In die Ausstellungsgestaltung mischen sich die Stifter indes nicht ein. „Wir nehmen die kuratorische Arbeit sehr ernst und reden den Kuratoren nicht rein“, sagt Sies.

Seit 2015 ist die Berlinerin Gesine Borcherdt als Kuratorin für Capri verantwortlich. Das Konzept ihres Vorgängers Moritz Wesseler, der seit 2018 Direktor des Fridericianum in Kassel ist, hat Borcherdt dabei nicht geändert. „Wir machen pro Jahr vier bis fünf Einzelausstellungen“, erklärt Borcherdt. Der Fokus bei der Auswahl der Künstler liegt dabei nicht auf regionalen Künstlern oder einer bestimmten Generation. Neben jungen Künstlern wie Wong Ping oder Kaya stellte im vergangenen Jahr auch der 70-jährige Charlemagne Palestine bei Capri aus. Der Pionier der Minimal Music stopfte den Kunstraum voll mit Kuscheltieren und bemalte die Fenster bunt. Diese Mischung aus Kitsch, barocker Opulenz und maximalistischer Verspieltheit begeisterte auch die Kuratorin. „Das war ein totales Highlight, dass so ein Künstler Lust und Spaß hat, unseren Raum zu gestalten.“ Die Lage an der rauen, multikulturell geprägten Ackerstraße und ihre Nähe zu anderen Galerien und Projekträumen, komme bei den Künstlern an, sagt Borcherdt.

Capri nimmt sich die Freizeit, anspruchsvolle Ausstellungen mit Arbeiten zu gestalten, für die auf dem Kunstmarkt kein Platz ist. Finanziert durch die Stiftung arbeitet Capri nicht gewinnorientiert und kommt etwa auch ohne Unterstützung der Stadt aus. Die Unabhängigkeit ist für Stiftungsvorstand Alexander Sies sehr wichtig, der mit Capri autonomes künstlerisches Handeln bewahren will. „Wir betrachten den Raum als eine Mini-Kunsthalle“, sagt er.

Info Am 8. Februar eröffnet die neue Ausstellung „Energy Budget“. Geöffnet ist Capri, Ackerstraße 26, immer samstags von 12 bis 15 Uhr.

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