Düsseldorf Kunst und Architektur über den Dächern der Stadt

Düsseldorf · Die Deutsche Bundesbank gibt Einblicke in ihre Kunstsammlung. Darin finden sich Werke von Karl Schmidt-Rottluff und Max Bill.

Es ist kein normaler Ausstellungsraum. Hoch oben in der achten Etage der Deutschen Bundesbank an der Berliner Allee wird einmal im Jahr ein Besprechungszimmer zur Ausstellungsfläche. Titel der diesjährigen Schau: "Farbe im Quadrat". Rechts und links des langen Ausstellungsraumes sind keine Wände, sondern Fenster. Aufstellwände reihen sich hintereinander. Aus musealer Sicht nicht der perfekte Ort, um Kunstwerke zu zeigen. Aber gerade das Zusammenspiel aus Kunst und Architektur, die durch das Glas auf den Raum wirkt, reizt den Besucher. Dem Kurator hat sie aber nicht nur Freude bereitet, sondern bei der Positionierung der Werke auch einige Male Kopfzerbrechen.

Seit 2009 zeigt die Bundesbank Kunst. Kurator ist seither Wulf Aschenborn, der selbst als Künstler wirkt. Das Besondere an der Ausstellung in diesem Jahr: Es werden nur Werke gezeigt, die im eigenen Haus zu finden sind. In den Büros, in Besprechungszimmern oder den Fluren. "Das knüpft an die erste Ausstellung an. Damals haben wir auch Werke aus unserem Bestand präsentiert", erklärt Uwe Deichert von der Düsseldorfer Hauptverwaltung der Bundesbank. "Da wir in diesem Jahr 60 werden, dachten wir, wir zeigen wieder unsere Kunstwerke." Kurator Aschenborn begab sich im vergangenen Sommer auf die Suche nach den Arbeiten. In einem Flur stieß er auf eine großformartige Farb-Lithografie des amerikanischen Künstlers Leon Polk Smith. Seine zweidimensionale "Grafik 1" aus roten und schwarzen Flächen ist das Werk, auf den der Blick zuerst fällt, wenn man den Raum betritt. Links und rechts staffeln sich parallel von der hinteren Wand die Aufsteller.

Den Anfang, direkt an der Aufstellerwand links vom Eingang, macht ein Aquarell des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff. "Das bunte Blatt" aus dem Jahr 1960 zeigt, wie der Titel schon verrät, abstrahiert aber noch gegenständlich ein Blatt. "Das Bild ebnet den sanften Einstieg in die Ausstellung", erklärt Aschenborn. "Für diejenigen, die es gegenständlich mögen."

An der Wand rechts gegenüber hängt ein älteres Bild. Das bedeutet aber nicht zwanghaft, dass es noch gegenständlicher ist. Peter Brünings "Komposition" von 1956 kann der informellen Kunst zugeordnet werden, ist abstrakt. Das Ölgemälde aus einer Komposition weißer, grauer, schwarzer und roter Flächen und Pinselstriche kann problemlos auf den Betrachter wirken. Schmidt-Rottluffs Arbeit muss hingegen aus der richtigen Position, am besten frontal angeschaut werden. Sie verbirgt sich hinter Glas. Steht der Betrachter zu weit rechts, spiegelt sich in dem Werk die Johanneskirche. "Durch die Spiegelung wirken die Bilder ganz anders", sagt Aschenborn. "Von hier oben kann nicht nur die Kunst betrachtet werden, sondern auch der Werdegang der Architektur." Der Titel für die Ausstellung kam dem Kurator ganz spontan, angelehnt an eine ausgestellte quadratische Farblithografie von Richard Paul Lohse, die wiederrum aus 16 kleinen farbigen Quadraten besteht. Lohses Werke zählen wie die von Max Bill, die ebenfalls in der Schau zu sehen sind, zur Strömung der Zürcher Schule der Konkreten. Mit Valerio Adami ist auch ein Pop-Art-Künstler vertreten. Aus Deicherts Büro sind auch zwei Bilder ausgestellt, eine Lithografie des Künstlers Horst Egon Kalinowski und eine von Otto Piene. Deichert erkennt: "Ich arbeite seit 25 Jahren hier und einige Kunstwerke habe ich noch gar nicht gesehen."

Info Die Ausstellung "Farbe im Quadrat" ist bis zum 31. Mai zu sehen. Anmeldungen zu Führungen unter Telefon 0211 8742213.

(eler)
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