Konzert des Düsseldorfer Universitätsorchesters Vom Hörsaal in die Tonhalle

Düsseldorf · Das Orchester der Heinrich-Heine-Universität begeisterte im großen Konzertsaal mit Werken von Sibelius, Grieg und Dvorak.

 Silke Löhr ist Dirigentin des Universitätsorchesters und akademische Musikdirektorin an der Heinrich Heine Universität.

Silke Löhr ist Dirigentin des Universitätsorchesters und akademische Musikdirektorin an der Heinrich Heine Universität.

Foto: D. Roland/Doris Roland

Statt sich immer nur hinter den Laptop zu klemmen, für Klausuren zu pauken oder drängende Hausarbeiten in die Tasten zu hämmern, musizieren Studierende der Heinrich-Heine-Universität gemeinsam. Es macht ja auch mehr Spaß, Teil des Uniorchesters zu sein und im großen Konzertsaal der Stadt, der Tonhalle, Dvoraks Siebte zu spielen. Und so klingt das dann auch. Die volle Dröhnung Romantik – süffig, folkloristisch, mitreißend, dankbar in jeder Hinsicht. So was ist für jeden – gleich ob Geigerin, Oboist oder Mitglied der Blechblas-Sektion – ein Erlebnis.

Zudem sitzen im vollen Saal die richtigen und wichtigen Leute. Also Freunde, Kommilitonen, Verwandte, Profs. Da ist man gleich Teil eines gesellschaftlichen Ereignisses, mit dem die Uni ihre Bedeutung als Kulturträger der Landeshauptstadt unter Beweis stellt. Deshalb wohl auch die Fliege zum schwarzen Anzug.

Silke Löhr ist eine Virtuosin in Empathie, wie sie, nur mit ihrem Dirigierstab bewehrt, dieses große Ensemble aus Leuten zusammenhält, die normalerweise anderes im Sinn haben, als Musik zu machen. Studierende und Uni-Mitarbeiter treffen sich während der Vorlesungszeit donnerstagabends im großen Hörsaal zum Proben, holen sich in einer Arbeitsphase vorm Konzert zusammen mit einigen Ehemaligen in Extra-Einheiten den letzten technischen Schliff und vertrauen sich in den Konzerten ganz der Führung ihrer Leiterin an. Und die schafft es etwa mit einer weichen Bewegung des Oberkörpers, mit einem einladenden Blick, mit sparsam-klaren Gesten jeden und jede auf der Bühne zu erreichen und einzubinden ins Ganze.

Nach drei Jahren Pause spürt jede und jeder im Saal die Euphorie des Neubeginnens. Zu Sibelius‘ „Finlandia“ stehen überraschend nur die Blechbläser auf der Bühne (flankiert von Pauke und Becken), die in dieser außergewöhnlichen Bearbeitung ihre individuelle und ensemblemäßige Klasse beweisen. Bei Griegs Klavierkonzert brilliert Zhuotao Huang am Flügel nach Belieben, immer in engem Kontakt mit der Dirigentin, die das Uniorchester sowohl zu dezenter Begleitung zusammennimmt wie in den Tuttipassagen freien Lauf lässt. Dvoraks symphonisches Großwerk erfährt dann ebenfalls eine durchaus respektable Aufführung. Gerade der tänzerische dritte Satz gefällt, ebenso der fulminante Schluss. Erstaunlich, welch klangliche Geschlossenheit die Holzbläser entwickeln, bemerkenswert, wie fabelhaft die Streicher selbst extreme Ansprüche bewältigen. Verdienter großer Applaus.

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