Im Kunstpalast in Düsseldorf Konrad Klapheck - der Maschinenmaler

Düsseldorf · Das Museum Kunstpalast zeigt das Werk des Düsseldorfer Künstlers in einer großen Retrospektive.

 Konrad Klapheck in seinem Atelier vor einem seiner berühmten Schreibmaschinenbilder. Das Bild des Künstlers hat der Sammler Willi Kemp von ihm aufgenommen.

Konrad Klapheck in seinem Atelier vor einem seiner berühmten Schreibmaschinenbilder. Das Bild des Künstlers hat der Sammler Willi Kemp von ihm aufgenommen.

Foto: Museum Kunstpalast/willi Kemp

Er ist als Schreibmaschinenmaler berühmt geworden, mit diesem besonderen Sujet immer noch einzig, auf dem Kunstmarkt derzeit hoch gehandelt. Konrad Klaphecks Schreibmaschinen sind heute nostalgische Artefakte, jedoch als Bildthema allgemeingültig: der Zeit entrückt, sachlich, klar, farbsprühend, schön.

Die erste Schreibmaschine malte der Düsseldorfer 1955, weitere folgten, dann malte er Nähmaschinen, Bohrmaschinen, Bügeleisen, Schrauben, Räder — all die wichtigen Alltagsgegenstände, die seiner Malerei dienen, hat er als Ensemble in der Zeichnung "Meine Gegenstände" (1985) hierarchisch angeordnet.

Ab dem Wochenende wird das Werk dieses besonderen Künstlers im Museum Kunstpalast ausgebreitet, eine Freude für das Museum und für den Künstler zugleich, der sich zu der Handvoll wahrer Düsseldorfer Künstler zählt, da er hier 1935 geboren ist.

Die Kindheit in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs hat ihn geprägt, das bildungsbürgerliche Elternhaus, der frühe Tod des Vaters, die prüde Zeit, in der er groß wurde. Als Klapheck sich als Künstler entwickelt hatte, malten seine Kollegen abstrakt, informell. Er ging, bekräftigt durch seinen Lehrer Bruno Goller, seinen eigenen Weg. Goller hatte ein Lebenswerk aus Kaffeemühlen, Hüten und Regenschirmen geschaffen, Klapheck entwickelte seinen eigenen Maschinenpark, der freilich auf Anhieb schwer zu dechiffrieren ist.

Stilistisch ist Klapheck nicht der Pop-Art zuzurechnen, stärker ist die Nähe des Objektmalers zum Surrealismus, und im jüngeren, figurativen Werk findet sich eine raffinierte Form von Naivität. "Meine Hauptwaffen sind der Humor und die Genauigkeit", sagte der Künstler einmal, nur mit der Kälte der Präzision gewinne man Zutritt zu den Feuern der Seele. Die glatte Oberfläche seiner Bilder soll sie so perfekt erscheinen lassen, als wären sie nicht von Menschenhand geschaffen.

Doch es gibt den schnarrenden Zweiklang in Klaphecks Werk, die Dissonanz zwischen glatter Oberfläche und gebrochener Empfindung. "Ich ziehe über meine Leidenschaften eine Schicht von Eis, um ihnen größere Dauer zu verleihen." Der penible, langsame Maler, der bisher 396 Bilder malte und für eines gar zwei lange Jahre brauchte, leidet am Leben, das aber ist nicht die Botschaft seines Werkes. Selbst die Spur des Schweißes soll niemals sichtbar werden, nicht sein Ringen um Perfektion und Qualität.

Die Ausstellung ist nicht chronologisch gehängt, wenngleich die erste Schreibmaschine sogleich auffindbar ist im Saal der Maschinenbilder. Erst die Titel führen auf die Spur des Malers wie beim Dampfbügeleisen, das "Die Schwiegermutter" (1967) heißt. Der "Lauf der Welt" (1968) ist ein Rad, "Die gekränkte Braut" (1957) eine Nähmaschine.

Manche Bilder übermalt er immer wieder wie das gewaltige seiner Mutter gewidmete: eine Bohrmaschine ("Supermutter", 1969/1975/1992) ist voller Bezüge — Steuerrad, Schalter und Nabelschnur — nicht zu vergessen der hohe Sockel. Sein Großformat "Autobiografie" zeigt überraschenderweise ein Moped der erfundenen Marke "Star". Der Zylinder könnte als Max-Ernst'scher Kopf mit Ohren gelesen werden, wer will, erkennt sogar Augen. Klapheck setzt Ironie als Subtone, den er als Maler naturgemäß anders ausformuliert als die von ihm verehrten Jazzmusiker. Doch dringt der Blues auch hier durch, der Klang des Kummers.

Wer Klapheck um Auskunft bittet, den verweist er auf die Bilder. Die Jazzer und die Interieurs, aus denen Nacktheit und Ekstase springen. Noch längst sind ihm die Ideen nicht ausgegangen. Denn er entwickelt sie aus seinem Leben heraus. Vor dem Einschlafen, abends im Bett, zählt er durch, was anliegt. Das erzählte er gestern am Rande der Pressekonferenz. An zehn Fingern unter der Bettdecke hakt er alles ab. Derzeit sind es 24 Projekte, die ihn drängen: "Zwölf Maschinen muss ich noch malen und zwölf Jazz- und Menschenbilder", sagt er. Man ist schon jetzt gespannt darauf.

(RP/ila/EW)
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