Kolloquium zu dem Düsseldorfer Künstler Scharlatan Beuys?

Düsseldorf · Ein Kolloquium im Haus der Universität geht der Frage nach Joseph Beuys’ Transformationsprozess nach. Hat er den persönlichen Wandel vom Hitlerjungen zum aufgeklärten Künstler vollziehen können, oder hat er seine Vergangenheit stets nur kunstvoll verschleiert?

 Im Mai hätte Joseph Beuys seinen 100. Geburtstag gefeiert. Bis heute wird der Künstler verehrt, aber auch ob seiner Vergangenheit kontrovers diskutiert.

Im Mai hätte Joseph Beuys seinen 100. Geburtstag gefeiert. Bis heute wird der Künstler verehrt, aber auch ob seiner Vergangenheit kontrovers diskutiert.

Foto: dpa/-

Viel wurde schon über ihn geschrieben, viel über ihn diskutiert: Im Jahr seines 100-jährigen Jubiläums scheint Joseph Beuys allgegenwärtig. Im Haus der Universität am Schadowplatz befasst sich am 15. und 16. Oktober ein Kolloquium nun auch mit der Mentalitäts- und Rezeptionsgeschichte des Künstlers. Denn so allgegenwärtig Beuys auch heute noch ist, so problematisch und präsent ist auch seine Vergangenheit und seine konstruierte Biografie.

Transformation, das war ein zentrales Motiv in Beuys’ Arbeiten: Transformation auf gesellschaftlicher, aber auch auf persönlicher Ebene. Doch ist sie ihm auch gelungen? Oder blieb er zurück hinter den eigenen Ansprüchen, ein charismatischer Blender, der seine eigene nationalsozialistische Vergangenheit eher übertünchte als aufarbeitete? Die Teilnehmenden des Kolloquiums nähern sich der Antwort auf verschiedensten Wegen, über juristische Fragen bis zur Rezeption des Künstlers.

Die Teilnehmer verschiedener Universitäten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz diskutieren dazu an den beiden Tagen in Gesprächsrunden und Vorträgen. Gegliedert werden die Veranstaltungen in vier Themenblöcke: „Zur Medienresonanz“, „Urheberrecht und Zensur?“, „Der Hang zum Esoterischen“ und „Zum Rechtsideologischen“. So soll ein möglichst umfassendes Bild zum „Problem Beuys“ – so auch der Titel der Veranstaltung – entstehen.

Mancher der Diskussionsteilnehmer wie Benjamin Buchloh unterstellte Beuys schon vor Jahrzehnten, er sei ein Meister der Verdrängung, habe mit Mystik und Scharlatanerie seine Vergangenheit in der Hitler-Jugend verbergen wollen. Doch in welchem Verhältnis steht Beuys als Künstler und als Figur zum Menschen Beuys?

Die Kunsthistoriker, Medienschaffenden und Dozierenden gehen dem „Problem Beuys“ in dem Projekt des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Heine-Universität auf den Grund. Da die Teilnehmerzahl pandemiebedingt begrenzt ist, wird auch ein Live-Stream der Veranstaltung angeboten. Die Leitung haben Kunsthistoriker und Kurator Eugen Blume, die Autorin und Kuratorin Catherine Nichols, die Leiterin des Kulturbüros Wuppertal Bettina Paust und der Universitätsprofessor für Kunstgeschichte Timo Skrandies.

Weitere Informationen und Anmeldung auf der Internetseite des Hauses der Universität.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort