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Düsseldorf Kleiner Verlag mit großen Autoren

Düsseldorf · Mehr als 60 Jahre lang verlegte die Eremitenpresse Titel von Martin Walser, Thomas Kling und Mascha Kaléko. Nun übernahm das Heine-Institut Bücher und Geschäftspapiere des Traditionshauses.

 Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heine-Instituts, mit einigen Stücken aus dem Katalog der Eremitenpresse.

Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heine-Instituts, mit einigen Stücken aus dem Katalog der Eremitenpresse.

Foto: Andreas Endermann

Die Eremitenpresse war ein kleiner Verlag, aber einer mit großen Namen. Mascha Kaléko gehörte zu den Autoren, auch Martin Walser oder Thomas Kling, der hier seinen ersten Gedichtband veröffentlichte. Illustriert wurden die Bücher von Künstlern wie Ulrich Erben, Günther Uecker oder HAP Grieshaber, hergestellt teilweise in Handarbeit und immer mit Sorgfalt, Liebe und großem persönlichen Engagement. 2010 beendeten dann aber Friedolin Reske und Jens Olsson die verlegerische Tätigkeit nach mehr als 60 Jahren. 580 der 602 zumeist bibliophilen Titel übergaben die beiden im Herbst 2012 dem Heinrich-Heine-Institut. Jetzt kamen auch ihre Gästebücher und die Korrespondenzen in das Archiv in der Bilker Straße.

"Die Eremitenpresse hatte außergewöhnliche, künstlerische, experimentelle Titel im Programm", sagt Sabine Brenner-Wilczek, die Leiterin des Heine-Instituts. "Es sind Bücher mit eigenem Charakter. Die Gestaltung und die Haptik wurden ebenso sorgfältig erarbeitet wie die Texte." So schön, so außergewöhnlich sie waren – lange Zeit war die 1949 in Frankfurt gegründete Eremitenpresse ein finanzielles Desaster. Der Journalist Dieter Hülsmanns und der Architekt Friedolin Reske waren dennoch fasziniert: Beide gaben 1966 ihre festen Anstellungen auf, um hier arbeiten zu können, und übernahmen den Verlag 1968 von Victor Otto Stomps. Als Hülsmanns ein Haus in Düsseldorf erbte, zogen sie 1972 mit der Eremitenpresse nach Flingern in die Fortunastraße, und hier begannen auch wirtschaftlich erfolgreiche Jahre.

Nach dem frühen Tod von Hülsmanns 1981 kam der Hamburger Grafikdesigner und Art Director Jens Olsson als neuer Mitinhaber ins Rheinland. Einen Eindruck von der Geschichte dieses besonderen Verlags vermitteln seine Gästebücher, die jetzt im Heinrich-Heine-Institut aufbewahrt werden. In ihnen finden sich freundschaftliche und witzige Einträge, Zeichnungen und eingeklebte Postkarten, unter anderem von Christoph Meckel, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker und Christa Reinig. "Die Autoren kamen natürlich zum Arbeiten zu uns in die Fortunastraße. Wir haben aber auch ein Gästezimmer unter dem Dach, und viele von ihnen übernachteten dort", erinnert sich Friedolin Reske. "Thomas Kling kam sogar fast jeden Tag bei uns vorbei, als wir 1986 seinen Gedichtband druckten", fügt Jens Olsson noch hinzu.

Wer nicht persönlich vorbeikommen konnte, schrieb Briefe oder Postkarten. "Neben den Gästebüchern sind diese Korrespondenzen und die Verlagspapiere für uns ein ganz besonderer Schatz", sagt Sabine Brenner-Wilczek. Es sind mehrere Tausend Briefe und rund 50 Ordner mit Manuskripten, Presseveröffentlichungen und Druckbögen. Unter diesen Papieren ist eine handgeschriebene Postkarte des Lyrikers Paul Celan mit "ungereimten Grüßen", die früher nicht so ehrfürchtig behandelt wurde wie jetzt im Heine-Institut: "Unsere Sekretärin hat sie gelocht, um sie abheften zu können", sagt Jens Olsson und erinnert daran, dass die Eremitenpresse zwischendurch immer mal wieder Mitarbeiter hatte.

Aufgehört haben die beiden Verleger aus Altersgründen: Friedolin Reske ist 77, Jens Olsson 69. Verkaufen und einem Nachfolger übergeben wollten sie den Verlag nicht. "Sein Programm ist viel zu eng an uns und unsere Kontakte gebunden", sagen sie.

(RP/EW)
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