Düsseldorf Klaviermusik als Ping-Pong-Spiel

Düsseldorf · Zwei Komponisten als geistige Ping-Pong-Partner – so begab sich das Konzert vom Klavier-Festival Ruhr im Robert-Schumann-Saal.

Zwei Komponisten als geistige Ping-Pong-Partner — so begab sich das Konzert vom Klavier-Festival Ruhr im Robert-Schumann-Saal.

Wir erlebten ein spirituelles Fernduell von Robert Schumann und dem 2012 im Alter von 103 Jahren gestorbenen US-Amerikaner Elliott Carter. Dass es höchst abwechslungsreich zuging, lag nicht nur am stilistischen Unterschied zwischen den Meistern. Es lag auch an der Breite der Schattierungen der Werke, und es lag, nicht zuletzt, an der Qualität des Pianisten.

Pierre-Laurent Aimard erwies sich als Meister der Differenzierung. Er begann mit Schumanns Symphonischen Etüden, wobei er den üblicherweise gespielten zwölf noch die fünf häufig weggelassenen hinzufügte. Normalerweise fällt es kaum einem Hörer auf, dass der Komponist kaum einmal die Tonart wechselt — fast alle Etüden sind in cis-Moll und dem parallelen E-Dur geschrieben.

Es beeindruckte aber, wie filigran Aimard die Unterschiede dennoch aufspürte. Sein Anschlag wechselte zwischen hart und weich, mal ging es energisch zur Sache, mal klang es sorglos spielerisch, mal verträumt und mitunter auch bedrohlich.

So sehr Aimard auch an Details zu feilen verstand, so wenig ging ihm der Sinn für große Bögen verloren. Da er alles ohne Unterbrechung "attacca" spielte, brachte er den inneren Zusammenhang von Schumanns Symphonischen Etüden genau so klar zum Ausdruck wie ihre Binnendifferenzierung.

Im zweiten Teil des Abends spielte der Pianist Sätze aus Schumanns Sammlung "Bunte Blätter op. 99" — im originellen Wechsel mit Werken von Elliott Carter, so dass sich sozusagen zwei Paralleluniversen ergaben. Carters "Tri-Tribute", "90+" und "Two Thoughts about the Piano" steckten voller origineller Einfälle und erforderten ein hohes pianistisches Können. Das war bei Pierre-Laurent Aimard, für den Elliott Carter seinerzeit das rasante, den eindrucksvollen Abend abschließende "Caténaire" komponierte, ohne jeden Zweifel vorhanden.

Herzlicher, anerkennender Beifall.

(RP/EW)
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