Klavierabend in der Tonhalle Softeis aus dem Steinway

Düsseldorf · Die georgische Pianistin Khatia Buniatishvili gab einen Klavierabend in der Tonhalle. Ihr Programm glich einer Playlist für Häppchen-Freunde.

 Die georgische Pianistin Khatia Buniatishvili.

Die georgische Pianistin Khatia Buniatishvili.

Foto: Gavin Evans/Sony

Die Pianistin Khatia Buniatishvili besitzt alles, was zu einer heutigen Klassik-Karriere gehört: Virtuosität, ein robustes Gedächtnis, gute Nerven und schillernde Bühnenpräsenz. Seit Jahren macht die Georgierin Furore und hat Fankreise gebildet. In der Tonhalle begeisterte die 1987 geborene Musikerin das Publikum mit einem bunten Querschnitt der Klavierliteratur zwischen Barock und Romantik.

Dass sich auch aus goldenen Gaben gelegentlich Kitsch schmieden lässt, zeigen nicht nur manche Juwelier-Auslagen, sondern auch Klavierabende wie dieser. Das ohne Pause aufgeführte 80-Minuten-Programm glich einer Klassik-Playlist für Häppchen-Freunde. Es begann mit der ersten Gymnopédie von Satie, gefolgt von ebenfalls kurzen Kompositionen oder Paraphrasen von Chopin, Bach, Schubert, Liszt, Couperin und Horowitz.

Zwar verfügt Buniatishvili über einen schönen warmen und reich schattierten Anschlag, doch beim Rhythmus neigt sie zur Aufweichung. Ihr Spiel wirkte zwar geschmeidig, doch fehlte dem Ganzen die feste Konsistenz, so dass es ein wenig an Softeis erinnerte. Hinzu kamen interpretatorische Garnituren, die so manche Chopin-Miniatur verfremdeten. Geradezu bizarr geriet Chopins Polonaise As-Dur op. 53. Die Tempobezeichnung Maestoso deutete sie als Vivace und den Polonaisen-Rhythmus als Galopp. Das machte am Ende einen mehr gehetzten als heroischen Eindruck.

In Liszts Transkription von Bachs Präludium und Fuge a-Moll neigte die Pianistin zu harten Dynamik-Kontrasten zwischen Gesäusel und Forcierung. Auch Chopins introvertierter Mazurka a-Moll widerfuhr das Schicksal einer plötzlichen Dramatisierung, die mehr Spekulation als Interpretation war. An den Schluss setzte Buniatishvili die Horowitz-Version der 2. Ungarischen Rhapsodie von Liszt. Die hohen technischen Hürden überwand die Virtuosin eindrucksvoll, auch wenn sie weder den Charakter der Liszt-Rhapsodie noch den Witz der Horowitz-Paraphrase traf.

Der furiose Schluss erwies sich aber als Applaus-Garant, mit dem Adagio aus Bachs d-Moll-Konzert und „La Javanaise“ von Serge Gainsbourg als Zugaben.

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