Düsseldorf Kirchhoff glänzt bei Deutscher Bank

Düsseldorf · Es war eine festliche Atmosphäre, als das Publikum in den Kuppelsaal der Deutschen Bank strömte und auf den Gewinner des Deutschen Buchpreises 2016 wartete. Als Bodo Kirchhoff auf die Bühne kam, wirkte er allerdings sehr zurückhaltend: erkältet, mitgenommen vom Lesungsmarathon. Doch dann suchte er den Kontakt zu seinen Zuhörern und konnte sie rasch für sich gewinnen.

Damit entsprach er dem, worum es beim Deutschen Buchpreis vor allem geht: Er soll für die Literatur werben. Dieser leisen Kunst will auch die Deutsche-Bank-Stiftung mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Deshalb sei sie Hauptförderin des "meistbeachteten Literaturpreises", so Michael Münch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Die Stiftung kann den Preisträger bei einer eigenen Lesung präsentieren und hat sich dafür entschieden, das in Düsseldorf zu tun.

Bodo Kirchhoff war schon einmal für den Deutschen Buchpreis nominiert: 2012 schaffte es "Die Liebe in groben Zügen" auf die Longlist. Im Gespräch mit Moderatorin Stefanie Junker gab der 68-Jährige zu, dass er lieber für den dicken Roman geehrt worden wäre als für die 200-seitige Novelle "Widerfahrnis". Aber er weiß die Publikumswirksamkeit des Deutschen Buchpreises beim kleineren Titel ebenfalls zu schätzen, auch das konnte man heraushören.

Seine Novelle dreht sich um eine Frau und einen Mann, die mit einem alten Cabrio aufbrechen und eigentlich nur ein paar Kilometer unterwegs sein wollen, dann aber bis Sizilien fahren und einander nahe kommen. Sie begegnen einer jungen Bettlerin, die sie mit ihrer eigenen Vergangenheit, vor allem aber mit der fragilen Existenz der Flüchtlinge konfrontiert, die es bis Italien geschafft haben.

Auch das Rauchen war Thema im Gespräch mit Moderatorin Junker, weil der blaue Dunst eine große Rolle im Buch spielt. Aber der Wortwechsel auf dem Podium sagte nicht viel. So musste der Text überzeugen, den Kirchhoff vortrug. Das gelang glänzend.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort