Düsseldorf Kein Tanz - und auch die Geduld wird strapaziert

Düsseldorf · An einem Theaterabend, an dem fast nichts geschieht, gewinnt das "fast" an Bedeutung. Bei der Uraufführung von "in noT" im Tanzhaus NRW besteht dieses "fast" aus einer grell weißen Bühnenfläche mit weißem Tisch und weißem Stuhl.

Auf dem Tisch steht eine Skulptur aus Knetmasse, die man ruhig als Klumpen bezeichnen darf. Ein Mann betritt die Fläche von links, bearbeitet den Klumpen mit Spachtel und Hammer und verschwindet dann wieder.

Ein anderer Mann kommt von rechts und verbringt eine halbe Stunde wartend, bis er auf dem Stuhl einschläft. Ganz am Schluss wuseln wieder beide Männer auf der weißen Fläche herum, während ein Dritter unter dem Tisch hervorkriecht.

Das ist schon ein starkes Stück bei einer Spieldauer von nur 60 Minuten. Die Zuschauer verharren in geduldiger Stille, ein Handy klingelt nur auf der Bühne. Jetzt könnte endlich etwas geschehen, aber nein, der zweite Mann wird wohl nur gefragt, wo er denn bleibt.

Zu diesem ganzen Nichtereignis heißt es überaus zurückhaltend, aber ahnungsvoll auf dem Programmzettel des Tanzhauses: "Simon Hartmann und Daniel Ernesto Mueller werfen in ihrer neuen Arbeit einen intimen Blick auf das Dasein des Menschen. In ausgearbeiteten Bilder spielen sie mit dem Empfinden von Zeit, dehnen sie und strapazieren den Moment bis zum Äußersten."

Von Tanz ist also nichts zu sehen in dieser Geduldsüberdehnungsperformance des Duos "Hartmannmueller". Wohl aber gewinnt der Lehmklumpen im zweiten Teil an Bedeutung. Aus ihm modelliert der eine Performer auf dem Kopf des Anderen eine Art Urzeitmaske. Modellieren, das heißt hier: Mit Lehmklumpen werfen, wobei auch mal etwas daneben geht. "Betrachter erleben die ungeahnten Metamorphosen der Körper", heißt es von der Dramaturgie, und weiter: "Dabei fragen Hartmannmueller nach den Grenzen der Manipulierbarkeit und gewähren dem Monströsen Einzug in ihr Laboratorium." Dem ist nichts hinzuzufügen, außer dem Applaus des Publikums.

Info Wiederholung heute, 20 Uhr

(RP)
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