Düsseldorf Kammermusik für Euphoriker

Düsseldorf · Schon geraume Zeit arbeiten der Geiger Christian Tetzlaff und der Pianist Lars Vogt zusammen. Brahms' Werke für Violine und Klavier standen nun auf dem Programm des Konzerts dieser Kammermusik-Begeisterten im Schumann-Saal. Dass Begeisterung viel mit Arbeit zu tun hat, ist an der Körpersprache der beiden zu erkennen, so unterschiedlich diese auch ist. Tetzlaffs Bewegungsdrang steht Vogts ruhiger Körperhaltung gegenüber; bei ihm äußert sich die Anspannung in seiner Mimik.

Sie sind sich einig darin, wie die Spannungskurven ihrer Interpretationen verlaufen zu haben: Wo andere Musiker von vornherein ein Dauer-Espressivo liefern, bauen Tetzlaff und Vogt den Höhepunkt langsam auf. Da erblühen die Klavierklänge, da singen die Linien der Violine. Doch ruhen die Kammermusiker nicht allzu lange auf dem Gipfel aus, denn der Abstieg will vorbereitet sein. Da hängt die Spannungskurve sogar manches Mal durch: Tetzlaffs Bogenstrich wird im Pianissimo oft so schmal, dass der Klang bricht. Sicher, das ist wohlüberlegt und Teil der Dramaturgie, die eben alle Höhen und Tiefen durchschreiten soll.

Nach der geradezu melodienseligen ersten Sonate in G-Dur war bei der zweiten in A-Dur das Augenmerk mehr auf die Form gerichtet, die Brahms in dieser Komposition sehr offen, sehr konstruktiv dargelegt hat.

Bei der dritten Sonate in d-moll erklangen viele Gedanken zuerst wie zur Probe, bevor sie umso heftiger, heller, intensiver ausgestaltet wurden und erblühen durften. Da lieferte Tetzlaff auch Doppelgriff-Klänge, die wie von einer sonoren Bratsche kamen. Vogt gestaltete den oft mit dichten Arpeggien durchwirkten Klavierpart schier schwerelos.

Die zwei Kammermusik-Arbeiter ergänzten das Programm - wie auf ihrer gemeinsamen CD - mit dem energiegeladenen Scherzo aus der F-A-E-Sonate. Das äußerst konzentrierte Publikum war hingerissen.

(RP)
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