Collagen von Jon Savage Wie die Band Joy Division für Konzerte warb

Fotos und Collagen des britischen Popkritikers Jon Savage sind in Düsseldorf zu besichtigen. Die kleine und sehenswerte Ausstellung wirkt wie eine Einführung in die Ästhetik des Punk.

Von Jon Savage gestaltetes Plakat für die Band Joy Division.

Von Jon Savage gestaltetes Plakat für die Band Joy Division.

Foto: Galerie Linn Lühn

Macht nichts, dass in den Räumen der Galerie Linn Lühn in Flingern keine Musik läuft. Man hat sie beim Betrachten der ausgestellten Arbeiten ohnehin im Kopf, „Love You More“ von den Buzzcocks zum Beispiel und die frühen Joy Division. Auslöser für den Gedanken-Sound sind die Collagen von Jon Savage, den die meisten ja in erster Linie als Musikkritiker und Kulturwissenschaftler kennen dürften. Seine Bücher „England’s Dreaming“ und „Teenage“ sind Klassiker der Pop-Geschichtsschreibung. Der 69-Jährige hat aber zudem während seines Studiums der Philosophie in Cambrige und auch danach Collagen und Grafiken gestaltet und Fotos gemacht, und einige von ihnen sind nun unter dem bei den Buzzcocks entlehnten Titel „Razor Cuts“ an diesem Ort versammelt.

Das markanteste Werk ist sicher das Plaket von Joy Division. Es bewirbt den Auftritt der Band am 13. Juli 1979 in Manchester. Savage bekam den Auftrag dafür von Tony Wilson, dem Chef des Plattenlabels Factory. Savage umriss die Ansicht eines Wohnkomplexes im Stil der 1930er Jahre; die Vorlage dazu hatte er in einem alten Architekturbuch gefunden. Sie spiegelt die südlichen Vororte Manchesters wider, in denen Savage lebte.

Tony Wilson war auf Savage aufmerksam geworden, weil er dessen Arbeit für das „Secret Public“-Fanzine kannte, das Savage mit der Künstlerin Linder produziert hatte. Darin gab es Collagen, die aus Vorlagen von „National Geographic“, Frauenzeitschriften und Pornomagazinen zusammengestellt waren. Die Bilder sollten soziale Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit kritisieren.

Die ausgestellten Werke werden von der Ästhetik des Punk getragen. Punk habe ihn zum Schriftsteller werden lassen, sagt Savage in dem schönen Interview, das er aus Anlass der Ausstellung gab und in der Galerie ausliegt. Savage und Linder haben ihre Arbeiten mit chirurgischem Skalpell hergestellt. Richard Hamilton und John Heartfield sind Einflüsse, „Fritz Langs „Metropolis“ und Jon Savages eigene Fantasien über New York, die wiederum von Musik ausgelöst wurden, von den Ramones und Television.

Das ist eine kleine Ausstellung, die ideal in den markanten weißen Raum passt, auf deren tiefer gelegene Ebene keine Treppe führt, sondern eine breite Rampe. Savage stellte hier vor wenigen Jahren schon einmal aus, vermittelt hatte den Kontakt ein anderer in England legendärer Autor: Michael Bracewell, dessen Buch „England Is Mine. Pop Life in Albion from Wilde to Goldie“ ein Klassiker der alternativen Kulturgeschichte ist.

Info „Razor Cuts“ von Jon Savage ist noch bis zum 22. Oktober zu sehen. Linn Lühn, Birkenstrasse 43, 40233 Düsseldorf.

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