Düsseldorf Jörg Schüttauf mag Menschen mit Macken

Düsseldorf · Der Fernsehstar spielt künftig in der "Komödie": In "Doppelfehler" ist er an der Seite von Mirja Boes zu erleben.

 Jörg Schüttauf auf der Bühne mit Mirja Boes.

Jörg Schüttauf auf der Bühne mit Mirja Boes.

Foto: Andreas Bretz

So kann es gehen, wenn geschiedene Paare unerwartet im Restaurant aneinanderrasseln. Sie spucken Gift und bespötteln sich — wie Alexandra und George in "Doppelfehler". Der hitzige Schlagabtausch, vorgeführt auf der Probebühne der "Komödie", entlarvt die Streithähne — die Glut kann noch nicht erloschen sein. Die lustige Fernseh-Frontfrau Mirja Boes und der gestandene Theater- und TV-Schauspieler Jörg Schüttauf studieren derzeit die gefühlsmäßigen Achterbahn-Szenen ihres Zwei-Personen-Stücks ein, Premiere ist bereits am 12.März.

Beide gastieren zum ersten Mal auf dem Düsseldorfer Boulevard und sind sich vorher nie begegnet. "Mit uns klappt es bei der Arbeit wunderbar, alles locker, befreit und freundlich", erzählt Jörg Schüttauf. "Aus ihren Sendungen war mir Mirja natürlich vertraut. Ich bewundere Comedians wie sie, die ganz alleine ein Programm stemmen. So etwas habe ich noch nie ausprobiert. Obwohl ich in letzter Zeit viele Dinge zum ersten Mal mache." Unterrichten zum Beispiel. Schüttauf ist Dozent an der Filmhochschule in Berlin-Babelsberg. "Ich muss mich dabei hinterfragen, was ich anderen beibringen kann und ob sie bereit sind, meine Sicht der Dinge zu teilen. Vielleicht ein kleiner Schritt auf dem Weg zum Regisseur." Konsequent verfolgt hat er diesen Wunsch bisher nicht. "Man müsste mich treten", merkt er selbstkritisch an. "Der eigene Anschub liegt mir nicht. Ich brauche immer einen Kick."

Bei "Doppelfehler" führt Helmuth Fuschl Regie. Mit ihm erarbeitete Jörg Schüttauf vor 14 Jahren das Tourneestück "Besuch bei Mr. Green". Der Kontakt riss nie ab, doch erst jetzt ergab sich wieder eine gemeinsame Produktion. "Eine solche Rolle mit so viel süffisantem Humor habe ich noch nie gespielt", freut er sich. "Derart gut geschriebene Pointen gibt es in einem Drehbuch nur selten. Für mich als kleinen Spaßmacher ist es ein großes Vergnügen, in Charaktere zu schlüpfen, die scheinbar sehr weit weg sind von mir." Das musste er erst begreifen. Als er einmal den Dichter Lenz spielen sollte, lehnte er erschrocken ab: "Das ist ein Feingeist, dagegen bin ich ein Prolet." Der Regisseur blieb hartnäckig. Schüttauf willigte nur ein, "weil der Lenz zum Glück eine klasse Macke hatte."

Besser als anderen renommierten Schauspielern aus der ehemaligen DDR gelang es dem gebürtigen Chemnitzer, seine Karriere nach der Wiedervereinigung nahtlos fortzusetzen. Zwar zerschlug sich ein Engagement am Deutschen Theater, doch das machte ihm keine Angst. "Ich war ja erst 29. Bald darauf kam ein Serienangebot aus München, und ich zog für fünf Jahre in Deutschlands rosarote Puppenstube." Bundesweit bekannt wurde Jörg Schüttauf als Kommissar Fritz Dellwo im Frankfurter "Tatort" (mit Andrea Sawatzki). Er wundert sich bis heute über die extreme Aufmerksamkeit: "Ich habe den Krimi immer ein bisschen unterm Teppich gehalten. Er machte mich populär, das gebe ich gerne zu. Aber im Gedächtnis der Leute bleibe ich lieber mit anderen Rollen."

Am Theater, seinem Handwerk, hält er fest. Zuletzt spielte er in Hamburg die Bühnenfassung des Bestsellers "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand". Und nun also Düsseldorf. Eine Stadt, die ihm bisher fremd war. "Zwei Mal schon bin ich mit meinem Rucksack über die Königsallee spaziert. Es fiel mir nicht schwer, an all den zauberhaften Geschäften vorbeizugehen."

Dafür war er "Im Weißen Rössl" im Schauspielhaus. "Und dann triffst du Kollegen, die du Jahre nicht gesehen hast. Wie Moritz Führmann oder Catherine Stoyan, diese herrliche Jodlerin. Und du denkst: Ach guck mal, hier sind die gelandet! Ganz schön verrückt ist das."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort