Düsseldorf Jeder für sich, beide zusammen

Düsseldorf · Erst gab es Krach, nun finden die Festivals "Photo Weekend" und "Düsseldorf Photo" parallel statt. Inhaltlich sind sich die Macher einig.

Nun liegen die Programme des "Photo Weekend" und des neuen Fotofestivals "Düsseldorf Photo" vor, und nach der ersten Durchsicht drängt sich der Eindruck auf: Gewissermaßen sind sie sich doch einig. Rund 40 Ausstellungen gibt es beim einen, gut 50 beim anderen Festival - bei einem Dutzend Überschneidungen. Ein Viertel der Aussteller wollte sich offenbar auf keine der beiden Seiten schlagen.

Großen Streit gab es ja im vergangenen Jahr um die Fortführung des "Photo Weekends", das der einstige Chef des NRW-Forums, Werner Lippert, ins Leben gerufen und lange Jahre mit Clara Maria Sels geführt hatte, bis er die Leitung schließlich vollständig an die Galeristin übertrug. Für dieses Jahr indes hatte Oberbürgermeister Thomas Geisel vorgesehen, das Festival wieder ans NRW-Forum anzubinden. Alain Bieber, der jetzige Forums-Chef, sollte übernehmen. Sels fühlte sich übergangen. Es gab Krach und schließlich eine große Aussprache im Stuhlkreis mit allen Beteiligten, aber zusammen fand man nicht mehr. Ergebnis: zwei Fotofestivals - und zwar zur selben Zeit. Am 16. Februar werden sowohl Sels' "Photo Weekend" als auch Biebers "Düsseldorf Photo" eröffnet. Das "Weekend" geht übers Wochenende, bis zum 18. Februar, "Düsseldorf Photo" läuft noch weitere sieben Tage.

Anzunehmen ist, dass es für die Besucher, die am Eröffnungswochenende in die Galerien strömen, keinen Unterschied macht, auf wessen Einladung sie sich gerade bei dieser oder jener Ausstellung befinden. Dem Gros des Publikums wird wohl am Wichtigsten sein, dass überhaupt geöffnet ist. Zumal Aussteller wie die Setareh Gallery, die Mahn- und Gedenkstätte, das Haus der Architektur und das K 21 in beiden Programmen auftauchen. Das Weltkunstzimmer, die Sammlung Philara oder die Galerien Hans Mayer, Konrad Fischer und natürlich das NRW-Forum - wo die Schau "Pizza Is God" sowie Ausstellungen mit Werken von Herlinde Koelbl und Louise Dahl-Wolfe eröffnet werden - machen hingegen nur bei "Düsseldorf Photo" mit. Die Galerien Breckner, Beck und Eggeling, das Haus der Universität und die Julia-Stoschek-Collection tauchen dafür nur im Programm des "Photo Weekend" auf. "Dies ist für mich auch ein Statement und eine Anerkennung für die Arbeit des Photo Weekend", sagt Clara Maria Sels. Dass manche beim anderen oder bei beiden Festivals mitmachen, musste sie akzeptieren. Alain Bieber auch.

"Ich freue mich über jeden Künstler und Fotografen und über jeden Ort in Düsseldorf, der sich aktiv einbringt und die Zukunft der Fotografie in Düsseldorf mitgestalten möchte", sagt Bieber. Auch Kulturdezernent Hans-Georg Lohe - dessen Chef, Oberbürgermeister Geisel, den Streit maßgeblich mitverantwortete - hofft nun auf "zwei spannende Fotoprojekte". 100.000 Euro gibt die Stadt in diesem Jahr für "Düsseldorf Photo", das "Photo Weekend" muss sich erstmals ohne städtische Unterstützung behaupten. Die Galerien und weitere Partner, so Sels, haben ihr Engagement verstärkt. "Ich glaube, die Festivals können sich gegenseitig positiv ergänzen", sagt Lohe. Dass sich die Stadt doch noch die Rechte an der etablierten Marke "Photo Weekend" erstreitet, notfalls vor Gericht, wie es Geisels Büroleiter Jochen Wirtz vor einiger Zeit ankündigte, ist laut Lohe vom Tisch. Sels hatte sich die Rechte an "Photo Weekend" eigenen Angaben zufolge längst sichern lassen. "Mit Düsseldorf Photo haben wir eine starke Marke gesetzt", sagt Lohe nun.

Das "Photo Weekend" setzt in diesem Jahr einen Schwerpunkt zum Nahen Osten, viele Aussteller zeigen entsprechende Positionen. Neue Formate könnten das Profil ebenfalls schärfen: Unter dem Titel "Neighborhood" soll etwa die Off-Szene um den Worringer Platz in den Blick genommen werden. Ins Stilwerk ist zudem die Akademie für Film und Fotografie aus Prag eingeladen. Künftig sollen jedes Jahr Ausstellungen internationaler Kunsthochschulen eingebunden werden.

Alain Bieber betont gleichermaßen die Internationalität von "Düsseldorf Photo"; mit einer Fachkonferenz, einem Filmfestival, einem Konzert der Lieblingsrapperin der Feuilletons, Haiyti, und einer Fotobuchmesse an der Hochschule Düsseldorf - eine ebensolche fand vergangenes Jahr noch anlässlich des "Photo Weekend" statt. Für "Düsseldorf Photo" gibt es zudem Festivaltickets für 9,80 Euro, die zum Eintritt in die Foto-Ausstellungen aller institutionellen Einrichtungen berechtigen, etwa in den Kunstpalast oder das K 21. Die Galerien erheben für gewöhnlich ohnehin keinen Eintritt.

Dass sich die Festivalmacher eines Tages wieder zusammentun, ist übrigens nicht gänzlich ausgeschlossen. Sels sagt, Denkverbote gebe es nicht. Bieber sagt, man sei weiter aufgeschlossen.

(RP)
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