Düsseldorf Intimer Blick ins Schauspielhaus

Düsseldorf · Beim Tag der offenen Tür hatten die Besucher Gelegenheit, Kostüme anzuziehen und Proben zuzuschauen. Intendant Günther Beelitz freute sich über ein volles Schauspielhaus. Er wünscht sich auch für die kommende Spielzeit volle Säle.

 Einmal ein Schauspieler sein: Oliver Rudolph und sein Sohn Marco (7) haben die Chance genutzt, sich im Fundus des Schauspielhauses Kostüme anzuziehen.

Einmal ein Schauspieler sein: Oliver Rudolph und sein Sohn Marco (7) haben die Chance genutzt, sich im Fundus des Schauspielhauses Kostüme anzuziehen.

Foto: Anne Orthen

Beim gestrigen "Tag der offenen Tür" hatte das Schauspielhaus ein prall gefülltes Programm aufgeboten. Von elf bis weit nach 18 Uhr ließen sich die Düsseldorfer im Großen und Kleinen Haus, auf den Probebühnen, im Nachtcafé, auf dem Gustaf-Gründgens-Platz und hinter den Kulissen auf die neue Spielzeit einstimmen.

"Heute geht es mir wunderbar", sagte Intendant Günther Beelitz mit Blick auf die unablässig strömenden Besucher und schob seinen Herzenswunsch nach: "Wenn es doch immer so wäre!" Damit ist er nicht allein.

"Wir gehören zu den Leuten, die auch sonst ins Theater gehen", sagte Besucherin Rita Kallen. "Das Abo ist gekauft. Wir möchten nicht, dass es dem Schauspielhaus noch schlechter geht." Auf der kleinen Bühne im Foyer sangen Künstler aus dem Ensemble Schlager aus der kommenden Produktion "Sekretärinnen". Claudia Hübbecker trumpfte als Milva auf. Ihr lauschte auch der ehemalige Uni-Rektor Gert Kaiser vom Vorstand des Schauspielhaus-Freundeskreises. Seine Befindlichkeit? "Geprägt vom Wunsch nach Aufbruch, aber nicht ganz ohne elegische Stimmung", antwortete er.

Euphorischer gab sich Michael Strahl, Vorsitzender des Freundeskreises. "Der Auftakt mit dem Fortuna-Musical war hervorragend", lobte er, "so etwas hat uns lange gefehlt. Die jungen Darsteller werden lange davon zehren, dass sie auf dieser Bühne standen."

Das Foyer des Großen Hauses, in dessen Eingangsbereich sich Kulturinstitute wie Deutsche Oper am Rhein, Zakk, Volksbühne und Theatermuseum präsentierten, war der erste Magnet, an dem viele Besucher hängenblieben. Menschentrauben scharten sich um den Stand mit den Kostümen, die jeder anprobieren und sich damit fotografieren lassen durfte. Marco (7) schlüpfte in eine adrette Uniform, sein Vater Oliver Rudolph hängte sich einen purpurnen Königsmantel um und setzte sich eine Krone aus der Inszenierung von "Peer Gynt" auf. Schauspielhaus-Statisten flanierten in Roben umher, darunter Otto Hauptmann in allerliebster Frau-Antje-Tracht. Warum gerade dieses Kostüm? "Weil ich den ersten richtigen Kuss von einer Holländerin bekommen habe", verriet er und lachte. "Jetzt träume ich ein bisschen von ihr."

Requisiteurin Ramona Erkelenz hatte einen riesigen Tisch voller Ausstattungsstücke vor sich und gab bereitwillig einige Tricks preis. Was aussieht wie Kaviar, sind mit Lebensmittelfarbe behandelte kleine Graupennudeln, die in "Jalta" zum Einsatz kamen. Das Raffinierte am Frischkäse-Eis aus der "Biedermann"-Inszenierung: Es schmilzt nicht und kann trotzdem geschleckt werden. Unecht ist selbst die Marmelade aus dem "Weißen Rössl", sie besteht aus Heißkleber und Glühlampentauchlack.

Großen Zulauf fand die spektakuläre Technikshow auf der Bühne des Großen Hauses. Zahlreiche Besucher ließen sich auch vom Blick hinter die Kulissen anlocken. Im Nachtcafé und auf der großen Probebühne reihte sich eine Vorführung an die nächste. Louisa Stroux las beispielsweise aus "Emily Dickinson", Gregor Löbel aus "Luxus". Das Intendantengespräch mit Günther Beelitz lief vielsagend unter dem Titel "Zwischenfälle". Wolfgang Reinbacher deklamierte Schillers "Bürgschaft".

Besonders reizvoll für die Zuschauer: Einblicke in die Proben von "Iphigenie auf Tauris" oder "Midsummer - eine Sommernacht". Die gelungene Mischung aus Aktivitäten und spannenden Theater-Kostproben sorgte beim "Tag der offenen Tür" für blendende Stimmung im Schauspielhaus. Möge sie richtungweisend für die gesamte Spielzeit sein.

(RP)
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