Düsseldorf Inspector Barnaby erzählt vom Zweiten Weltkrieg

Düsseldorf · Ein Historiker und ein Kriminalist machen im Grunde die gleiche Arbeit, sagt John Nettles - und will dies mit einem Buch beweisen.

Nach 81 Folgen als "Inspector Barnaby" ist Schluss für Hauptdarsteller John Nettles - das waren schlimme Nachrichten für ZDF-Zuschauer, Freunde des altväterlichen britischen Krimis, damals Ende des Jahres 2013.

Jetzt kehrt John Nettles zurück. Nicht als TV-Ermittler, bewahre, die hat er hinter sich, die mysteriösen, für den Schauspieler allerdings recht einträglichen Leichenberge in einer einzigen englischen Grafschaft in 14 Jahren "Midsummer Murders", so der Titel des britischen Originals. Weil es für Nettles (72) in Deutschland so gut lief mit fünf Millionen verkauften Barnaby-DVDs, dürfte er hier auch als Autor punkten.

In der Mayerschen Buchhandlung jedenfalls, wo er über seinen soeben in deutscher Übersetzung erschienenen Erstling "Hitlers Inselwahn: Die britischen Kanalinseln unter deutscher Besetzung 1940-1945" vor vollem Haus sehr munter plauderte, waren sofort alle Exemplare vergriffen (und die meisten davon dem Verfasser gleich zur Signatur vorgelegt).

Alles andere wäre auch verwunderlich gewesen, denn Nettles' wortreich beschworene Liebe zu den Kanalinseln und ihrer nur durch die Existenz deutscher Bunker und Befestigungen getrübten "tiefen Schönheit" ist ansteckend. Und Nettles, neuerdings stoppelbärtig und mit schwarz gerandeter Brille unterwegs, versteht es, die Facetten seiner Existenz publikumswirksam zu verzwirnen: Fakten sammeln, ordnen und Schlüsse daraus ziehen, wie er es während seiner Studienzeit (Geschichte und Philosophie) in Southampton gelernt habe, sei schließlich auch eine Art Detektivarbeit, sagt er.

Was er nicht verschweigt: Seine Examina an der Universität habe er seinerzeit (Studienbeginn 1962) allesamt vergeigt, weil er bei den britischen Akademikern mit seinen bevorzugten deutschen Gewährsleuten, nämlich Oswald Spengler und Arthur Schopenhauer, nicht habe punkten können. Die Schauspielerei rettete ihn und seine erste große Rolle, die er zwölf Jahre lang spielte, führte ihn als Ermittler Jim Bergerac auf die größte der Kanalinseln, Jersey, für die er der sehr populären Rolle wegen lange Zeit eine Art Markenzeichen war.

Everybody's Darling will der Autor John Nettles allerdings nicht sein: In seinem Buch bringt er auch heikle Themen wie die Kollaboration britischer Insel-Behörden mit den Nationalsozialisten zur Sprache, und zwar ganz explizit mit der Auslieferung der wenigen dort lebenden Juden.

(RP)
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