Düsseldorf Indonesische Frauen erheben sich

Düsseldorf · Eko Supriyanto machte mit "Balabala" in Düsseldorf halt.

Das Tanzhaus NRW hatte Besuch aus dem Ort Jailolo. Fünf junge Frauen dieser auf der indonesischen Insel Halmahera gelegenen Kleinstadt sind zum ersten Mal auf großer Welttournee. Ihr Landsmann, der bekannte Choreograph Eko Supriyanto, hat für die Truppe eine Performance mit dem Titel "Balabala" ausgearbeitet. Die meisten Indonesier verstehen darunter so etwas wie frittierte Gemüsebällchen, ähnlich dem japanischen Tempura. Doch der genaue Sinn des malaiischen Wortes ist "aufsteigen, sich erheben". Und darum geht es in der wunderbaren, einstündigen Tanzhandlung. Bisher hat Eko Supriyanto vor allem mit männlichen Tänzern gearbeitet. Durch "Balabala" möchte er auf neun traditionelle Lebensbereiche und Aufgaben der indonesischen Frauen hinweisen: Ehemann, Kinder, Küche, Bett, Gemeinschaft, Berge, Ozean, Religion und erst dann das eigene Ich. Basierend auf Elementen der Kampfkunst Pencak Silat sowie traditionellen Kriegstänzen, meist von Männern getanzt, erzählt das Stück davon, was Stärke für diese jungen Frauen bedeutet.

Mit langsamen, rhythmischen Bewegungen nehmen sie unter der Musik von Nyak Ina Raseuki den Raum für sich ein. Der vermutlich fehlgeleitete Eindruck des westlichen Beobachters ist: Tempeltanz, Kulthandlung. Irgendwie hat man ja immer das Bedürfnis, Fernöstliches dort einzuordnen. Zumal das Projekt in der Reihe "Neue Spiritualitäten" durch die Kunststiftung NRW gefördert wird. Dann steigert sich unversehens die Dynamik, und das dominierende Signal des Tanzes heißt Kraft. Energische Mädchenfäuste erheben sich gegen die maskuline Fremdbestimmung. Jetzt sind auf der Bühne Amazonen zu erleben, Kriegerinnen, mit denen nicht gut Kirschen essen ist. Alle fünf tragen wunderschöne Namen: Yimna Meylia Meylan Runggamusi heißt eine von ihnen, das sind 27 Buchstaben von selbstbewusster Eleganz. Und so sprechen sie auch in der letzten Sequenz der Performance miteinander, mit rasend schnellen Wortkaskaden ihres Idioms. Großer Applaus.

(RP)
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