Helmuth Fuschl Und Paul Haizmann In der "Komödie" endet eine Ära

Düsseldorf · Nach elf Jahren verabschieden sich die Leiter des Theaters mit der Inszenierung von "Kalender Girls". Morgen ist Premiere.

Eine Ära geht zu Ende. Mit der morgigen Premiere von "Kalender Girls" verabschieden sich Helmuth Fuschl und Paul Haizmann nach elf Jahren von ihrer "Komödie". Ein Rückzug auf Raten. Bereits am 1. Januar 2014 übergaben Sie ihr gut bestelltes Haus an ihre Nachfolger Katrin Schindler und Michael Forner, waren aber immer noch präsent. Nun rollt Ende Mai der Umzugswagen endgültig gen Österreich, ihrer alten Heimat. Künftig werden sie ihr Ferien-Domizil in der Steiermark dauerhaft bewohnen. Im Interview sprechen die beiden Theaterleiter über den Abschied und ihre Erinnerungen.

Welche Gedanken bewegen Sie in diesen letzten Düsseldorfer Tagen?

Fuschl Die Proben für "Kalender Girls" ließen mir bisher kaum Zeit zum Grübeln. Dennoch gab es Momente, in denen ich Wehmut verspürte. Etwas Unwiederbringliches geht verloren.

Haizmann Wehmut ist es bei mir auch. Und ein bisschen Schmerz. Vor allem, wenn Menschen auf mich zukommen, mich herzen und unseren Abgang bedauern. Ich dachte, ich sei längst darüber hinweg. Jetzt ist mir klar, das braucht wohl noch länger.

Aber bereut haben Sie Ihren Entschluss nicht, oder?

Fuschl Reue ist ein zu starkes Wort. Treffe ich jedoch einen Schauspieler, den ich immer wollte und nie bekam, und der wäre plötzlich frei - dann neige ich dazu, dass wir doch noch hätten bleiben sollen. Es gibt durchaus ein paar unerfüllte Wünsche.

Dabei hatten Sie sich Ihren Abschied doch reiflich überlegt.

Fuschl Absolut. Wir ziehen ja nicht verbittert von dannen. Aber so langsam kommen wir ins Rentenalter. Auch war es unser Ziel, auf dem Höhepunkt des Erfolges zu gehen. Das ist uns gelungen. Wir verlassen ein finanziell abgesichertes Theater mit ordentlicher Vorplanung.

Das war dramatisch anders, als Sie die "Komödie" von Alfons Höckmann übernommen haben.

Haizmann Hätten wir geahnt, wie schlecht das Theater in Wahrheit florierte, hätten wir es sicher nicht getan. Nach drei Jahren konnten wir erstmals aufatmen. Das Haus hatte wieder seinen festen Platz in Düsseldorf gefunden. Unser Publikum verjüngte sich erstaunlich schnell, was überlebenswichtig war. Trotzdem blieb das Fahrwasser noch eine Weile stürmisch.

Fuschl Die schlimmsten Hürden waren die Finanzen. Hier mussten wir wegen unerlässlicher Renovierungen persönliche Opfer bringen. Davon haben wir uns erst im letzten segensreichen Jahr erholt. Seit Januar bin ich von einer Last befreit. Ich denke morgens nicht mehr sofort daran, wie gut das Haus besucht und wie voll die Kasse ist.

Ihre Idee, die Theatersessel zu veräußern und mit den Namen der Spender zu versehen, hat zu Beginn wenigstens die schlimmste Not gelindert.

Fuschl Ohne den Stuhlverkauf würden wir heute nicht mehr hier sitzen. Prominente Schauspieler wie Bruno Ganz, Klaus-Maria Brandauer, Veronica Ferres, Hannelore Elsner oder Bully Herbig haben uns sensationell und ohne viel Aufhebens unterstützt.

Was wird nachwirken aus Ihrer Düsseldorfer Zeit?

Haizmann Es waren immer die herzlichen Begegnungen auf menschlicher Ebene, die uns am meisten berührt und geholfen haben. Auch die Düsseldorfer Presse hat uns all die Jahre liebevoll begleitet und in die Stadt eingebettet. Dabei ging unser erster Auftritt vor den Journalisten gründlich schief. Verkehrsbedingt kamen wir eine Stunde zu spät. Trotzdem warteten alle auf uns.

Mit welcher Philosophie haben Sie Ihr Theater geführt?

Haizmann Für uns und für das Publikum war es wichtig, Präsenz zu zeigen. Wir sind immer zu zweit aufgetreten und waren auch am Wochenende als verlässliche Ansprechpartner da. Das hat uns viele Sympathien eingebracht.

Werden Sie etwas vermissen?

Fuschl Die "Komödie" natürlich. Und die kulturelle Vielfalt der Region. Ein Riesengeschenk. Wo sonst kann man so schnell zu so vielen Theatern flitzen?

Wie wird Ihr neues Leben aussehen?

Haizmann Wir wohnen recht abgeschieden in einer dörflichen Gemeinschaft. Die größte Attraktion dürfte der Feuerwehrball sein. Aber vielleicht tut der Abstand zur Bühne sogar gut. Theater zu machen ist toll, weil man sich mit seiner Phantasie beschäftigen darf. Dennoch war man immer nur in seiner Bahn. Jetzt könnte es gelingen, anderen Impulsen nachzugehen. Und sollte die Sehnsucht nach Kultur übermächtig werden, sind wir in einer Stunde in Salzburg, Graz oder Linz, in zwei Stunden in Wien.

Wir können bei Ihrem Abschied leise "Servus" sagen, denn ein Koffer bleibt ja in Düsseldorf.

Fuschl Stimmt. Schon im Herbst kehre ich als Regisseur an die "Komödie" zurück. In der nächsten Spielzeit, das darf ich verraten, werde ich zwei Stücke inszenieren. Eines mit Heinrich Schafmeister, das andere mit Anita Kupsch.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE REGINA GOLDLÜCKE

(RP)
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