Dirigenten-Workshop für Kinder Ilana gibt in der Rheinoper den Ton an

Düsseldorf · Verwurzelt wie ein Baum steht Ilana (8) am Pult, sie hält einen Stift gezückt in der Hand und blickt gebannt auf die Musiker im Orchestergraben und macht sich hin und wieder Notizen. Das Ganze geschieht voller Konzentration und vor allem - mit Ausdauer.

 Sie ist gerade mal acht Jahre alt und schwingt schon den Taktstock eines echten Profis: Ilana Schürmeyer war gestern die rechte Hand des Generalmusikdirektors Axel Kober in einer Hauptprobe zu „Così fan tutte“.

Sie ist gerade mal acht Jahre alt und schwingt schon den Taktstock eines echten Profis: Ilana Schürmeyer war gestern die rechte Hand des Generalmusikdirektors Axel Kober in einer Hauptprobe zu „Così fan tutte“.

Foto: RP, Andreas Bretz

Am Dienstagabend war die Grundschülerin aus Unterrath drei Stunden lang die rechte Hand eines Mannes, der in der Rheinoper das Sagen hat: Generalmusikdirektor (GMD) Axel Kober probte mit den Düsseldorfer Symphonikern samt Sängern für die Premiere von Mozarts "Così fan tutte" am Samstag.

Qualifiziert hatte sich Ilana für diese Spitzenposition bereits im September beim Spielzeit-Eröffnungsfest. Da gab es einen Kinder-Workshop mit dem Dirigenten. Die drei besten Teilnehmer durften dann die Düsseldorfer Symphoniker vor Publikum dirigieren.

Ilana gewann den Wettbewerb. "Ich habe mich zusammen mit dem Publikum für sie entschieden", sagt Kober. Was einen guten Dirigenten ausmacht, das bringt er auf den Punkt: "Musikalität und Taktgefühl - auch in Hinblick auf Menschen."

Doch bislang ist der Beruf vor allem eins: eine Männerdomäne. Umso kurioser ist es, das Mädchen mit langem, haselnussbraunem Haar und hellblauen Augen vor dem wuchtigen Orchestergraben direkt im Windschatten von Axel Kober stehen zu sehen. Und sie gibt zu: "Als ich damals selber dirigierte, hatte ich schon ein bisschen Angst." Es war übrigens die Ouvertüre von Bizets "Carmen".

Doch weder das Publikum noch der GMD hätten das bemerkt, das bestätigen zumindest ihre Eltern Gitta Kleinberger und Thorsten Schürmeyer, die voller Stolz die gestrige Probe von den Zuschauerreihen aus beobachteten. Auch für die Musikprofis war es ein wichtiger Tag. Es war die Hauptprobe, in der allein der Dirigent mit den Künstlern arbeitet.

Beim kompletten Durchgang der Oper muss er hören, an welchen Stellen es noch hakt und wo die einzelnen Stimmen im Orchester untereinander, aber auch im Zusammenspiel mit den Sängern noch nicht im Einklang sind. Bei dieser wichtigen Arbeit war Ilana entscheidend: "Ilana Schürmeyer ist heute meine Assistentin und notiert die Orchesterkritik", stellte der GMD sie vor. Dafür erntete sie von den rund 40 Berufsmusikern nicht nur Beifall, sondern auch freudige Gesichter - denn von einer kleinen, zarten Person ist Kritik eben nicht ganz so hart.

Die Musik hat die Achtjährige übrigens schon früh entdeckt, vor vier Jahren begann sie mit Klavier, jetzt spielt sie Querflöte. Auch wenn die Berufswahl für Ilana noch in weiter Ferne liegt, wird es sie künftig vielleicht öfter geben - Frauen am Pult, die den Ton angeben.

(RP/rai)
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