Düsseldorf Grit Boettcher ist "Omma Superstar"

Düsseldorf · Die Spiellust der Darstellerin rettet eine müde Komödie im Theater an der Kö.

 Die Schauspielerin Nicole Belstler-Boettcher (l) und ihre Mutter Grit Boettcher mit Schauspieler René Heinersdorff.

Die Schauspielerin Nicole Belstler-Boettcher (l) und ihre Mutter Grit Boettcher mit Schauspieler René Heinersdorff.

Foto: dpa, Horst Ossinger

"Bitte sag nicht, dass sie kommt", fleht Artur. "Doch, und diesmal wirst du funktionieren", herrscht ihn seine Ehefrau an. Ihrer Mutter soll verheimlicht werden, dass Tochter und Schwiegersohn lange getrennt sind. Besser, man gaukelt ihr eine heile Familie vor, wenn sie nach sieben Jahren in Tunesien plötzlich hereinschneit: Bühne frei für Grit Boettcher in "Omma Superstar".

Resolut nistet sie sich ein, weil sie bei einem Casting die Hauptrolle in der Telenovela "Lieselotte — Sprossen zum Glück" ergattert hat. Die Turbulenzen ihrer spät erblühten Karriere vermögen das recht blutarme Stück im "Theater an der Kö" aber nicht wirklich anzuheizen. Gegen Ende vertröpfelt es gänzlich.

Solange jedoch Grit Boettcher die Strippen zieht, ist das fast schon egal. Mit überbordender Lust am Klamauk schmeißt sie sich ins Tütü und beweist bei Ballettübungen beeindruckende Gelenkigkeit. Nur das eine Bein will nicht wieder runter von der Stange, dazu braucht sie männlichen Beistand aus dem Publikum. Überhaupt sucht sie häufig den Kontakt zu den Zuschauern und spricht sie direkt an. Ginge es um ein weniger seichtes Theaterstück, würde man sich über den zerhackten Spielfluss ärgern.

So aber waltet Milde, wenn Grit Boettcher ihre One-Woman-Show mit Einlagen garniert. Wie eindringlich und zart diese Schauspielerin jenseits aller Albernheiten zu berühren vermag, lässt ihr Monolog aus "Iphigenie" spüren, den sie als "Omma Superstar" beim Sprechunterricht einstudiert — eine feine Idee von Regisseur René Heinersdorff.

Die Komödie von Gunther Beth und Folker Bohnet kam 1977 unter dem Titel "Meine Mutter tut das nicht" heraus — damals ein großer Erfolg. Mit den Jahren verstaubten die Späße. Die Autoren frischten den Stoff auf und schufen "Omma Superstar". Mit Charme und Herz spielt Grit Boettcher gegen die inhaltlichen Defizite an. Das Ensemble kitzelt das Bestmögliche aus den Rollen heraus: Nicole Belstler-Boettcher als kratzbürstige Tochter, der stets verlässliche Rolf Berg und Marius Rolf Fahl als Vater und Sohn, Claus Thull-Emden als Klatschreporter und Frank Büssing als eitler Schauspiellehrer. Überstrahlt werden sie von einer liebenswerten Komödiantin, die im "Theater an der Kö" eine hübsche Zugabe spendiert (bis 27. Oktober).

(RP)
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