Düsseldorf Gregory Porter singt für eine bessere Welt

Düsseldorf · Das Konzert des vielseitigen Sängers mit seiner großartigen Band war ein Höhepunkt der 25. Jazz Rally.

 Gregory Porter mit seiner Band beim Konzert zur Jazz Rally auf dem Burgplatz.

Gregory Porter mit seiner Band beim Konzert zur Jazz Rally auf dem Burgplatz.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Enorme Warteschlangen bei einem der bedeutendsten Gäste der Jazz Rally: Gregory Porter trat im Theaterzelt auf dem Burgplatz auf. Dort machten Hunderte von Jazzfans aus dem Konzert eine Steh- und, soweit der Platz dies zuließ, eine Tanzparty.

Mit reichlich Bier, Wein und Wasser versuchten die Zuhörer, der feuchten Schwüle etwas entgegenzusetzen. Im Zusammenspiel mit den Bässen, die in Bauch und Brust Resonanz erzeugten, ergab sich ein wohliges Gefühl von Eins-Sein mit der Musik - und den umstehenden Menschen.

Unverkennbar ist der 45-jährige in Los Angeles geborene Sänger Gregory Porter schon allein durch sein Markenzeichen, eine Ballonmütze, die sogar die Ohren umschließt. Sie hat ihn im Theaterzelt sicher so manchen Schweißtropfen gekostet.

Porter sang sein knapp zweistündiges Programm ohne Pausen und ohne Anzeichen von Wetterfühligkeit. Denn seine Baritonstimme trug die Melodiebögen mit großer innerer Kraft, aber scheinbarer Schwerelosigkeit. Mit schier unerschöpflichem Luftvolumen hielt er einzelne Töne über lange Strecken und mit frappierender Treffsicherheit und bewies damit, dass auf den CDs keineswegs geflunkert wurde.

Der Stimmumfang des Sängers reicht durchaus in eine etwas mildere Tiefe, vor allem aber in eine strahlende Höhe, mit der er den sowohl politisch als auch allgemein menschlich interpretierbaren Songtexten ("You're moving in the wrong direction" - "Du bewegst Dich in eine falsche Richtung") großen Ausdruck gibt. Dafür sorgten nicht zuletzt auch die Soul- und Gospel-Anteile seiner Musik.

Porters fünfköpfige Band lieferte zu seinem Gesang sehr eigenständige Beiträge: Albert Chip Crawford am Klavier akzentuierte die Musik mit rhythmischer Präzision und ausgefeilten Akkordgebilden, Ondre J. Pivec entlockte dem Keyboard atmosphärische Sounds, Emanuel Harrold arbeitete heftig und mit großer Vielseitigkeit am Schlagzeug, Jahmal Nichols fügte treibende Bässe hinzu und Saxophonist Tivon Pennicott trug geradezu Duelle mit Porters Gesang aus. Die Soli eines jeden wären ein eigenes Konzert wert.

Dabei bildeten sie gemeinsam ein hochklassiges, mitreißendes Ganzes. Bisweilen lieferten sich die Bandmitglieder sogar musikalische Gefechte, die in ein herrliches Chaos fast wie im Free Jazz mündeten.

Porter und seine Mitstreiter bewegten sich oft im ruhelosen Teilspektrum des Jazz. Da vermittelte der Frontmann der Zuhörerschaft schon mit ein wenig Händeklatschen das richtige Jazzfeeling, nämlich mit Betonung der "2" und "4" der Takte, was alle direkt aufgriffen. Aber auch die balladenhafte Seite wurde ausgelotet, etwa bei "No Love Dying" von der CD "Liquid Spirit", mit der Porter 2013 den internationalen Durchbruch schaffte. Sogar der Prediger einer besseren Welt kam zu Wort, etwa bei "Musical genocide" mit der einprägsamen Zeile "I do not agree" ("Ich stimme nicht zu"). Dem schickte er zum Abschied ein schlichtes "God bless you!" hinterher.

(RP)
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