Düsseldorf Gott liebt Kernöl aus der Steiermark

Düsseldorf · Im Schauspielhaus spielt Wolfgang Reinbacher den Schöpfer der Welt. Ein Gespräch über Lust und Last einer übermenschlichen Rolle.

In seiner vergnüglich-nachdenklichen Erzählung "Die Tage, die ich mit Gott verbrachte" lässt der Publizist Axel Hacke einen Mann bei einem Spaziergang durch den Stadtpark auf Gott treffen. Der hat die Gestalt eines unauffälligen älteren Herrn im Wettermantel und ist gekommen, seine Schöpfung zu besuchen. Am Schauspielhaus ist gerade eine Bühnenadaption der Erzählung zu erleben. Darin spielt Wolfgang Reinbacher den Erschaffer der Welt. Auch in der Silvesternacht wird das langjährige Mitglied des Düsseldorfer Ensembles im Theater als Gott in Erscheinung treten - und hat sich für dieses Interview schon mal in dessen Rolle begeben.

An den Weihnachtstagen hat sich ja alles um Ihren Sohn gedreht, wie geht ein Allmächtiger damit um?

er Verwundert, verstört, nachdem dem Sohn zu seiner Geburt nur ein Stall angeboten wurde.

Feiert der Erschaffer der Zeit den Jahreswechsel?

er Ja, sicher, er spricht zu denen, die ihn im Central sehen wollen, über die Schwierigkeiten der Erschaffung der Welt.

Sie sollen es sich ja gelegentlich auf einer Wolke gemütlich machen. Was sehen Sie, wenn Sie so auf uns herabschauen?

er Viele Baustellen aber auch viele Gaststätten.

Womit kann man Gott im kommenden Jahr eine Freude machen?

er Wenn Stadt und Land das Haus wieder herstellen, in dem er sich so oft seinen Geschöpfen gezeigt hat.

Fühlt sich der Allmächtige manchmal hilflos?

er Ja, wenn er von der digitalen Welt hört.

Und bei wem holt sich Gott Rat, wenn er ihn braucht?

Er Bei seinen Engeln, die sind seine Freunde.

Gerade sind ja Bärte wieder in Mode. Warum tragen ausgerechnet Sie keinen?

Er Weil ich mein wahres Gesicht zeigen möchte.

Warum ist Ihnen die Freiheit des Menschen wichtiger als Harmonie?

er Die Freiheit des Lebens ist wichtiger als ewige Sphärenklänge.

Wo kann man Ihnen im nächsten Jahr begegnen?

Er Ich werde mich vor allem am Düsseldorfer Schauspielhaus zeigen und im Herbst auch an der Deutschen Oper am Rhein in Duisburg - als Frosch in Johann Strauss' "Fledermaus".

Wie oft haben Sie das Projekt Mensch schon bereut?

er Immer, wenn ich den amerikanischen Präsidenten reden höre.

Warum haben Sie den Versuch trotzdem unternommen?

er Aus Liebe.

Mit wem würden Sie gern mal tauschen?

er Gott tauscht nicht.

Sommerurlaub schon geplant?

Er Ja, ich werde die Steiermark heimsuchen, dort gibt es merkwürdigerweise statt Erdöl das wunderbare Kernöl.

Was schätzt Gott an Kernöl?

Er Da Gott den irdischen Genüssen nicht abgeneigt ist, hat er die Kürbisse geschaffen, aus deren Kernen das schmackhafte Öl gepresst wird.

Was stört an Ihrem Dasein ?

Er Das Alleinsein in der Unendlichkeit.

Können Sie sich vorstellen, dass Sie mal auf einer Bühne dargestellt werden?

Er Das ist unvorstellbar! Gott kann nur von Gott gespielt werden werden. Wer also, außer mir, sollte denn Gott spielen?

DAS INTERVIEW FÜHRTE DOROTHEE KRINGS.

(RP)
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