Goethe-Museum in Düsseldorf Mit Faust im Labor

Das Goethe-Museum im Schloss Jägerhof erforscht in einem neu eingerichteten Labor die Idee vom künstlichen Leben.

 Blick ins Faust-Labor mit einem Schädel aus den Beständen von Johann Wolfgang von Goethe, der heute Teil der Sammlung des Goethe-Museums ist.

Blick ins Faust-Labor mit einem Schädel aus den Beständen von Johann Wolfgang von Goethe, der heute Teil der Sammlung des Goethe-Museums ist.

Foto: Goethe-Museum

Das Goethe-Museum eröffnet am Freitag die Ausstellung „Was die Welt im Innersten zusammenhält – Biotechnologie im Faust-Labor“. Sie soll auf die Modernität des großen Dichters Johann Wolfgang von Goethe hinweisen. Bekanntermaßen war der Gelehrte aus Weimar auch Naturwissenschaftler. Er forschte selbständig auf nahezu sämtlichen Gebieten der damals bekannten Disziplinen, also Anatomie, Pflanzenkunde, Geognosie und Farbenlehre. Anhand seines Hauptwerks „Faust“, in dessen zweitem Teil der „Homunculus“ als auf chemischem Weg erzeugter Mensch erscheint, behandelt das Faust-Labor im Goethe-Museum das Verhältnis von natürlichem Werden und künstlichem „Gemacht“-Werden. Während der Entstehungszeit des „Faust“ hatte der deutsche Chemiker Friedrich Wöhler im Jahr 1828 die Harnstoffsynthese entwickelt, also die erste erfolgreiche Umwandlung von anorganischer in organische Materie.

Kuratiert wird die Ausstellung von Damian Mallepree. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Hauses hatte vor einiger Zeit mit dem Bielefelder „Centrum für Biotechnologie“ Kontakt aufgenommen und eine Zusammenarbeit angeregt. Eine dortige Studentengruppe nimmt zusammen mit Studierenden der Heine-Universität Teil am IGEM, einem international renommierten, nicht kommerziellen Wettbewerb für synthetische Biologie. Das Kürzel steht für „International Genetically Engineered Machine“. Man forscht also unter anderem im Bereich von Bio-Diesel, künstlichem Insulin und künstlich erzeugtem Fleisch. Es dauerte nicht lange, die Teilnehmer aus Bielefeld und Düsseldorf für die Vorbereitung des Faust-Labors zu begeistern. Ausgehend von den Grundlagen über DNA und Minimalorganismen zeigen Poster im Ausstellungsraum die Funktionsweise der Genschere und des Klonens. Eine Biologie-Werkbank erlaubt die Benutzung echter Laborgeräte. „Heute kennen wir gentechnisch veränderte Pflanzen und geklonte Tiere“, erläutert Damian Mallepree, „aber werden wir in der Forschung so weit gehen und auch künstliche Menschen heranzüchten? Für Goethe jedenfalls war klar: Sein Homunculus muss die Schöpfung von vorn beginnen.“ Von der menschlichen DNA hatte Goethe zwar noch keine Kenntnis, er war aber auf der Suche nach genau solchen Grundbausteinen des Lebens.

Mit dem Faust-Labor beginnt die Entwicklung einer neuen Dauerausstellung im Goethe-Museum. Ein erstes Labor wurde im März eröffnet. Das zweite Labor ist bis Ende September eingerichtet. Getreu dem „Labor-Gedanken“ haben die Besucher auch die Möglichkeit, eigene Ideen zu den ausgestellten Exponaten mitzuteilen und sich an den Themen zu beteiligen. Das geschieht über Twitter und Instagram. Alle Aktionen des Faust-Labors werden begleitet unter #FaustLabor und #Goethe. Es liegen aber auch analoge Fragebögen zu Goethe aus. In der Kategorie „Verführter Verführer“ soll man beispielsweise zunächst die berühmte Gretchenfrage nennen, um dann eine persönliche Gretchenfrage aufzuschreiben.

Goethe wollte Pflanzen und Tiere nicht nur tot im Labor untersuchen, sondern in ihrem lebendigen Zusammenhang mit der Welt. In einem Brief vom 14.Juli 1770 heißt es: „Der Leichnam ist nicht das ganze Tier, es gehört noch etwas dazu, noch ein (…) hauptsächliches Hauptstück: das Leben.“

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