Interview: Helena Waldmann Getanzte Globalisierungskritik

Düsseldorf · Die Choreografin zeigt "Made in Bangladesh" ab heute im Tanzhaus.

Vor zwei Jahren stürzte in Bangladesh eine Textilfabrik ein, 112 Menschen starben und die Welt sah betroffen auf die Ausbeutung im globalen Textilbetrieb. "Made in Bangladesh" verwandelt dieses Thema in Tanz, heute und morgen Abend ist das Stück von Helena Waldmann als Coproduktion mit dem FFT im Tanzhaus NRW zu erleben.

Wie lief die Premiere?

WALDMANN Großartig. Die Tänzer kommen aus Dhaka und sind zum ersten Mal in Europa. Sie haben nach der Aufführung hemmungslos geheult, als die Anspannung abfiel.

Wann ist die Idee für "Made in Bangladesh" entstanden?

WALDMANN Vor über vier Jahren. Bei einer Fahrt durch das Land fielen mir große düstere Gebäude auf, Textilfabriken, wie ich erfuhr. Ich begann, weiter nachzufragen und in den Fabriken zu recherchieren.

Jetzt ist aus diesen Recherchen ein Tanztheater-Stück geworden.

WALDMANN Ja. Es ging darum, die Abläufe der Textilproduktion in Tanz umzusetzen. Dafür eignet sich der "Kathak" besonders, mit seinem furiosen, abgehackten Stil. Die Tänzer können einen extremen Druck auf der Bühne entfalten, der den harten Bedingungen der Arbeit entspricht. Der Tanz ist ein Spiegelbild.

Wie sollten wir Europäer uns Ihrer Meinung nach als Konsumenten verhalten?

Waldmann Ich glaube, es wäre falsch, diese Produkte, T-Shirts oder Blusen, zu boykottieren. Das wollen die Arbeiter auch gar nicht. Wir sollten uns überlegen, ob unsere Kleidung nicht zu einem Gegenstand für einen Tag geworden ist. Wie viel billige T-Shirts brauchen wir? Da muss jeder bei sich selbst anfangen.

(RP)
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