Düsseldorf Gerbrand Bakker las im Heine-Haus

Düsseldorf · Anderthalb Stunden lang sitzt Gerbrand Bakker auf dem Podium im Heinrich-Heine-Haus. Der niederländische Autor bringt seine Zuhörer oft zum Lachen. Nur er selbst lacht nicht. Kein einziges Mal. Ab und zu blitzt ein Lächeln über sein Gesicht, in dem 54 bewegte Lebensjahre Spuren hinterlassen haben.

Vor vier Jahren änderte Bakker sein Leben und zog von Amsterdam in die Eifel. Nur seinen Hund Jasper, dessen Name mit diesem kehligen, holländischen "Ch" ausgesprochen wird, nahm er mit in die Provinz. Gerbrand Bakkers neues Buch "Jasper und sein Knecht" (Suhrkamp Verlag, 24 Euro) erzählt von dieser Zeit in der Eifel und von Bakkers Kindheit und seinen Depressionen.

Der Moderator der Lesung, RP-Redakteur Philipp Holstein, stellt sogleich die Kernfrage: Warum zog Bakker von Amsterdam ausgerechnet in die Eifel? "Amsterdam ist voller Leute. Es war Zeit für mich, aufs Land zurückzukehren." In die eigene Heimat aber wollte der Niederländer nicht. In der Eifel habe er Abstand gewonnen zur literarischen Welt. Gerbrand Bakker kommt ins Plaudern. Vielleicht sind es die beiden Gläser Weißwein, die er zum Mittagessen hatte, oder das dritte Glas, das er nun im Heine-Haus auf der Bühne trinkt, ehe er die erste Passage vorliest. Sie ist tieftraurig, handelt von einem Tag in Schwarzbach. "Kackbraune Wände" erinnern den Erzähler an Kindheitssorgen. Er beschreibt das Gefühl von Einsamkeit. "Sind Sie ein Loner?", fragt Holstein. Bakker bejaht ehrlich. Hund Jasper zog er als Weggefährten vor - auch dem Dachdecker Rudi oder seinem Nachbarn Klaus, die in diesem Buch Randfiguren bleiben, das sich wie ein Tagebuch liest und das der Autor "Ego-Dokument" nennt. Als Holstein die Landschaftsbeschreibungen in "Jasper und sein Knecht" lobt, akzeptiert Bakker das nicht. Er beschreibe die Natur nicht bloß. Vielmehr platziere er Charaktere in der Umwelt, damit sie lernen, dort zurechtzukommen. Am Ende wünscht man dem Niederländer genau das.

(ball)
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