Festtagskonzert Zum Geburtstag eine Gänsehaut

Düsseldorf · Ádám Fischer, Chefdirigent der Düsseldorfer Symphoniker, feierte seinen 70. Geburtstag in der Tonhalle.

 Adam Fischer (M.) spricht über sein Buch, daneben Maja Ellmenreich vom Deutschlandfunk und Buchautor Andreas Oplatka.

Adam Fischer (M.) spricht über sein Buch, daneben Maja Ellmenreich vom Deutschlandfunk und Buchautor Andreas Oplatka.

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle

Adam Fischer ist ein Schlingel. Ein gutmütiger, ein ernsthafter auch, einer, der nichts weniger als eine bessere Welt im Sinn hat. Aber eben auch einer, der genau spürt, wann in all der Bedeutsamkeit des Lebens ein Augenzwinkern angesagt ist. Und weil Ádám Fischer eben Dirigent ist, Chef der Düsseldorfer Symphoniker, sagt er es mit Musik. In dieser letzten Generalpause etwa, die im Menuett von Haydns spätester und bedeutendster Sinfonie, der Nummer 104, immer wieder zum gespannten Luftanhalten nötigt, bevor das Thema weiterperlt, hält er einen Augenblick die Zeit an. Schwingt die gehobenen Arme eben nicht im Puls des Dreivierteltakts weiter, sondern spielt sich, seinen Musikern und vielleicht der ganzen Welt einen Schabernack, kreiert einen Moment der Freiheit, der sich alsdann in schönstes, einigstes musikalisches Schnurren auflöst.

So ist er, der Weltbürger aus Ungarn, auch bei seinem Geburtstagskonzert in der restlos besetzten Tonhalle. Die Düsseldorfer feiern ihn am Ende einer kurzweiligen Soirée mit stehenden Ovationen, die in rhythmisches Klatschen münden, wie man es in der Tonhalle sonst nur ganz selten hört. Wieder hat Fischer aus Haydns ziemlich abgedudelter „Salomon“-Sinfonie ungeahnte Funken geschlagen, dass nicht nur Düsseldorfs Mr. Aeolus-Wettbewerb Sieghardt Rometsch samt Gattin aus dem Schwärmen nicht herauskommt: „Fischer ist ein Glück für Düsseldorf. Sensationell. Sein Haydn klingt jedes Mal wie neu erfunden.“

Ja, schon im Kopfsatz der letzten „Londoner“ forciert er die Dynamik ins Extreme, hat sichtlich Freude an dem neu angeschafften Kesselpaukensatz, den er im Variationen-Andante gänsehautmäßig zur Geltung bringt. Das Trio im Menuett ist ein Musterbeispiel für seine Art, den Musikern gestalterische Freiheit zuzubilligen, die auf gegenseitiges Zuhören gründet. Nur so wird Musik lebendig. Und deshalb will Fischer nach dem Konzert fast jeden auf dem Podium umarmen.

Es gibt, neben Blumen, Geschenken und Rübli-Geburtstagstorte aus dem Backofen des Intendanten, auch noch Mozart in diesem guten Stündchen: die Szene mit Rondo „Ch’io mi scordi di te“, in der Sarah Feredes schöner Mezzosopran nicht gerade zuhause scheint, aber Fischer selbst den obligaten Klavierpart spielt. Eine Düsseldorf-Premiere. Und mittendrin eine Talkrunde zur druckfrischen Fischer-Biografie, die sein Freund und Weggefährte Andreas Oplatka geschrieben hat. „Ich habe angefangen, mir zu imponieren“, bekennt Fischer seine Lese­erfahrung – zur Gaudi des Publikums.

Das Publikum erfährt auch in diesem Viertelstündchen eine Menge über das Leben seines Lieblings, dem sein Ruhm an seinem 70. Geburtstag fast etwas peinlich zu sein scheint. Die Schlange am Signiertisch von Anne Sophie Mutter war jedenfalls kürzer.

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