Gastkonzert in Düsseldorf Winterträume aus Prag

Düsseldorf · Die Tschechische Philharmonie tritt unter ihrem Chefdirigenten Semyon Bychkov in der Tonhalle auf.

 Der in Kanada geborene polnische Pianist  Jan Lisiecki.   Foto: Köstlin

Der in Kanada geborene polnische Pianist Jan Lisiecki. Foto: Köstlin

Foto: Christoph Köstlin

Am Urteil sogenannter Experten darf man immer zweifeln – beispielsweise in diesen Tagen, da nicht einmal Lungenärzte wissen, wie hoch oder wie niedrig ein Stickoxid-Grenzwert denn sein sollte. Andererseits kam es auf einem sehr anderen Feld zwei Mal in kurzer Folge zu einem sehr eindeutigen Urteil: dass nämlich, so votierten zahllose Musikkritiker vor einigen Jahren in zwei repräsentativen Umfragen, die Tschechische Philharmonie vermutlich zu den besten Orchestern Europas, wenn nicht sogar der Welt zählt. Die Konkurrenz war hart, aber die Prager Musiker standen ruhmreich weit oben auf den Skalen.

Jetzt kommt die Tschechische Philharmonie im Rahmen der Heinersdorff-Konzerte in die Düsseldorfer Tonhalle, und wenn sie hier beispielsweise die wunderschöne, aber selten gespielte Symphonie Nr. 1 („Winterträume“) von Peter Tschaikowski aufführen, wird man zweifellos die spezifische Klangschönheit des Orchesters bewundern können: Es tönt nämlich nie messerscharf, nie hyperbrillant, sondern eher weich und schlendernd. Etliche Komponisten haben diese Tugenden bereits mit eigenen Ohren genießen können, so Antonín Dvorák oder Gustav Mahler, der in Prag seine 7. Symphonie e-Moll uraufführte. Später waren es fabelhafte Dirigenten aus der Heimat, die den Prager Sound noch stärker definierten: etwa Václav Talich, Václav Neumann, Karel Ancerl, Rafael Kubelik, Jirí Belohlávek oder Zdenek Mácal. Andere namhafte Chefs waren Vladimir Ashkenazy oder Eliahu Inbal.

Die Düsseldorfer Tschaikowski-Aufführung dürfte ziemlich glänzend und harmonisch gelingen, denn das Orchester hat das Werk unter seinem neuen Chefdirigenten Semyon Bychkov soeben auf CD aufgenommen.  Wenn Bychkov ans Pult der Tonhalle tritt, werden ihn manche als lieben, alten Bekannten begrüßen: Vor einigen Jahren hatte er das Amt des Chefdirigenten des WDR-Symphonieorchesters Köln inne gehabt.

Dass das Konzert mit der Tschaikowski-Symphonie beginnt, mutet auf den ersten Blick seltsam an. Doch das Werk nach der Pause rechtfertigt diese Position: Sergej Rachmaninows mondänes 2. Klavierkonzert c-Moll. Es spielt der polnische, in Kanada geborene Pianist Jan Lisiecki, ein mit zahllosen Preisen bekränzter, 23-jähriger Virtuose, der immerhin seit bereits sieben Jahren Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon ist.  Lisiecki ist kein Donnerer, sondern ein intelligenter Stratege, der auch schon mit bravourösen Mozart-Aufnahmen auf sich aufmerksam machte.

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