"La Bohème"-Inszenierung Gala-Sternstunde im Opernhaus

Düsseldorf · In Robert Carsens erfolgreicher "La Bohème"-Inszenierung traten an der Rheinoper in Gestalt von Anja Harteros und Teodor Ilincai zwei Gast-Stars auf. Diese Gala hatte abermals der Freundeskreis der Rheinoper ermöglicht. Hinterher gab es Ovationen im Stehen.

Es hat inzwischen Tradition: Bereits zum zehnten Mal hat an der Düsseldorfer Rheinoper eine Operngala mit internationalen Gaststars stattgefunden. Ermöglicht werden diese glanzvollen Ereignisse durch die tatkräftige Unterstützung des Freundeskreises der Deutschen Oper am Rhein, der unter der Ägide von Prof. Dieter H. Vogel merklich an Strahlkraft gewonnen hat. Neben viel Prominenz aus Wirtschaft und Kultur zeigte sich auch Liz Mohn unter den Gala-Gästen.

Bei der ersten Operngala, die der Freundeskreis ermöglichte wurde weiland die große Catherine Malfitano für Puccinis "Tosca" eingeflogen. Und hätte um ein Haar hingeworfen, denn nach der ersten Probe war die Diva drauf und dran, wieder abzureisen, da sie sich mit Dietrich Hilsdorfs aufregendem Regiekonzept nicht anfreunden wollte. Es ging dann aber in letzter Sekunde gut. Nun hat man erneut gewagt, eine hauseigene Produktion mit Gast-Stars zu adeln: Robert Carsens erfolgreiche "La Bohème"-Inszenierung. Noch viel mehr als die "Tosca" ist die "Bohème" aber eine Ensembleoper, die vom pointenreichen Spiel der Sänger untereinander lebt.

Das hätte also gründlich schief gehen können, zumal der ursprünglich vorgesehene Rodolfo-Tenor Massimo Giordano kurzfristig absagte und quasi über Nacht ersetzt werden musste. Doch tatsächlich ging es mehr als gut, um nicht zu sagen sensationell. Denn Anja Harteros und der eingesprungene Teodor Ilincai fügten sich geschmeidig ins Ensemble und erfüllten zugleich die Erwartungen an internationales Star-Format überreich.

Die Deutsch-Griechin Anja Harteros zeigte sich in ihrer erklärten Paraderolle in Bestform. Ihr dunkel grundierter, glutvoller Sopran flutet völlig frei und schwerelos, die Spitzentöne leuchten ohne jede Schärfe, betörend klingen ihre Piani, ins Mark geht ihr finaler Sprechgesang beim Schwindsuchttod. Hinreißend ist Harteros' natürliche Bühnenpräsenz, ihr sensitives Spiel, der aufrichtig ernsthafte, niemals aufgesetzte oder gar sentimentale Ausdruck, die Herzenswärme. Teodor Ilincais blutjunger Rodolfo ist ein sympathischer Stürmer und Dränger mit kernigem, doch gänzlich unforciertem, enorm höhensicheren Tenor. Nach verhaltenem Beginn singt Ilincai sich immer mehr frei und protzt seine Partie nicht im Dauerforte daher, sondern stattet sie mit klugen dynamischen Abstufungen und berückenden Piano-Passagen aus. An Harteros' Reife reicht der aufstrebende Sänger vielleicht noch nicht ganz heran, hier und da mangelt es noch am Feinschliff, aber dank seiner attraktiven, beweglichen Bühnenerscheinung ergibt er mit der aparten, schwarzgelockten Harteros doch ein rechtes Traumpaar.

Prachtvoll und ebenbürtig der Rest des Ensembles, alles voran James Bobbys furioser Marcello, gefolgt von Adrian Sâmpetreans balsamischem Colline. Generalmusikdirektor Axel Kober sorgt im Graben für heiße Puccini-Glut und flüssige Tempi, die Düsseldorfer Symphoniker glänzen in agiler Gala-Form.

Frenetischer Schlussapplaus und Ovationen im Stehen für eine Puccini-Sternstunde.

(RP)
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