Open-Air-Konzert Träumerei im goldenen Abendlicht

Düsseldorf · Fil Bo Riva spielte am Montagabend das erste, sonnige Konzert der „New Fall Festival Summer Edition“.Trotz Bestuhlung und großzügigem Abstand war die Entfernung zwischen den Zuschauern kaum spürbar.

Der italienisch-deutsche Musiker Fil Bo Riva (2. v.r) eröffnete mit seiner Band die „Summer Edition“ des New-Fall-Festivals.

Der italienisch-deutsche Musiker Fil Bo Riva (2. v.r) eröffnete mit seiner Band die „Summer Edition“ des New-Fall-Festivals.

Foto: Schiko

Im Sitzen tanzt es sich nicht gut. Das ist auch dem Indie-Pop-Sänger Fil Bo Riva und seiner Band klar, als sie von der kleinen Bühne vor dem NRW-Forum auf die ungefähr 200 Zuschauer blicken, die es sich in Liegestühlen bequem gemacht haben. Der italienisch-deutsche Musiker macht sich nichts draus, und warum auch – die Musik des 27-Jährigen ist etwas zum Schwelgen, zum Augen schließen, Driften und Genießen, und genau das tun seine Zuhörer auch.

Der junge Mann, der zusammen mit dem „Mighty Oaks“-Produzenten Robert Stephenson im vergangenen Jahr sein Debütalbum „Beautiful Sadness“ veröffentlichte, war schon 2017 auf dem „New Fall Festival“ zu Gast, und machte auch am Montag eine gute Figur. Die durch Corona erzwungene Sitzordnung in paarweise aufgestellten Stühlen mit großzügigem Abstand ließ das Publikum am Anfang vielleicht etwas zurückhaltender mitwippen, als es das sonst getan hätte – am Ende aber war die Entfernung zwischen den Zuschauern, obwohl sie physisch noch bestand, kaum noch spürbar. Filippo Bonamici nahm die Sitzenden mit seiner tiefen, im besten Sinne an den Coldplay-Sänger Chris Martin erinnernden Stimme mit, und alle ließen es gerne geschehen. Die Sonnenstrahlen schossen zwischen der Backsteinfassade des NRW-Forums, den Bäumen und dem Kunstpalast hindurch, und genauso klar und leuchtend schien die Musik der sympathischen Band.

Weniger ist oft mehr, vor allem in der Musik. Das machte die Gruppe in Balladen wie „Killer Queen“ klar, in denen der volle Gesang ihres Sängers durch wenige, glockenartige Gitarrentöne umrahmt wurde, Schlagzeug und Bass kaum spürbar, aber mit der genau nötigen Intensität an den Rhythmus erinnernd. Die Gesangsmelodien von Fil Bo Riva schwebten bluesig, kratzig und dann wieder glatt und gefällig im Satzgesang mit den anderen Bandmitgliedern durch die Luft. Indie-Pop, mit einem Hauch von Rock ist das, stets an der Grenze des Kitsches, der aber dann doch immer wieder die Kurve bekommt. An der guten Akustik im grünen, mit Kieswegen durchzogenen Hof des NRW-Forums erfreuten sich auch einige Zaungäste, die durch die Absperrungen das Konzert sichtlich nicht weniger genossen als die zahlenden Fans.

Die Strandatmosphäre mit Liegestühlen und die Abendsonne, die sich im Weißweinglas bricht, ließen die Schwere des Alltags vergessen. Die Masken durften am Platz abgenommen werden, und sie offenbarten dann strahlende Gesichter, deren Freude ansteckend war. Fil Bo Riva brachte ein wenig von der italienischen Leichtigkeit in diesen Moment, und auf einmal war nicht mehr Corona, sondern nur noch Sommer. Einmal legte der Sänger seine Westerngitarre ab und setzte sich ans Keyboard, um sich mit Klaviermelodien zu begleiten. Ansonsten punktete die Gruppe nicht mit Überraschungen, sondern eben damit, ihre Zuhörer nicht aus der Träumerei zu reißen, sondern sie tiefer hineinzuführen. Und wer muss dabei schon tanzen?

Info Die folgenden Konzerte der „New Fall Festival Summer Edition“: 22. Juli – ­Ilgen-Nur und Sofia Portanet. 27. Juli – Rikas. 5. August – Mine. 12. August – Love Machine. 17 August – Hauschka. 19. August – Fortuna Ehrenfeld und Suzan Köcher’s Suprafon. 24. August – Six Pianos. 26. August – Hundreds.

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