Düsseldorf Feuer-Fotograf will auch am Rhein arbeiten

Düsseldorf · André Wagner aus Berlin stellt in der Galerie Angelika Blaeser aus – und will auch in Düsseldorf Motive suchen.

Das Spiel mit der Kamera
35 Bilder

Das Spiel mit der Kamera

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André Wagner aus Berlin stellt in der Galerie Angelika Blaeser aus — und will auch in Düsseldorf Motive suchen.

Wie macht er das nur? Durch eine Landschaft zieht sich ein Lindwurm aus Feuer. Eine Inszenierung wider den Geist des Brandschutzgesetzes? Oder eine Vision aus dem Photoshop? Wenn der Fotograf André Wagner anhebt, seine Bilder zu erklären, geht er rasch ins Detail. Die Fotografie "Fackelschein" gibt eine Landschaft in Neuseeland wieder. Wagner hat diese Landschaft über Hunderte von Metern mit einem Fackelband durchkreuzt, das er alle 30 Meter neu entzündete. Währenddessen nahm seine Kamera das Geschehen in einer Belichtungszeit von 45 Minuten auf. Der Lindwurm ist also kein Geschöpf digitaler Fotobearbeitung, sondern das Ergebnis klassischen analogen Fotohandwerks, das lediglich hier und da ein wenig Retusche erfahren hat.

 Torchlight“ (Fackelschein) ist der Titel dieserFotografie von André Wagner.Durch eine Land-schaft in Neuseeland ist er mit einer Fackel gelaufen und hat 45 Minuten lang belichtet.

Torchlight“ (Fackelschein) ist der Titel dieserFotografie von André Wagner.Durch eine Land-schaft in Neuseeland ist er mit einer Fackel gelaufen und hat 45 Minuten lang belichtet.

Foto: Galerie Blaeser

Die Ausstellung mit 22 Arbeiten, welche die Düsseldorfer Galerie Angelika Blaeser dem jungen Fotografen aus Berlin eingerichtet hat, enthält noch mehr Spiele mit dem Feuer. Ein Baum gleißt im nächtlichen Feuerschein, und vor einem Industriekran scheint ein Feuerwerk zu pulsieren. In Wirklichkeit hat Wagner auch in diesen Fällen selbst die Voraussetzungen für seine Fotografien geschaffen, indem er brennende Partikel durch die Luft warf und die Linse seiner Kamera lange, lange geöffnet ließ.

 André Wagner

André Wagner

Foto: Galerie Blaeser

Das Spiel mit dem Feuer ist für Wagner weder Spielerei noch Selbstzweck. Seine Feuer, die zu fließen scheinen, sollen surreal wie Wasser wirken; ein Zusammentreffen der Elemente, das, weil der Fotograf auch als Performance-Künstler beteiligt ist, zu einer Art Selbstporträt wird.

Licht bedeutet für Wagner zugleich Erleuchtung, etwas Geistiges. In anderen Serien, etwa in "Reflections of India", kommt er ohne Feuer aus und richtet den Blick stattdessen auf die Gesichter vermummter Pilger. Auch darin spiegelt sich Erleuchtung, Spiritualität. Eine dieser Aufnahmen zeigt drei Frauen vor dem heiligen Fluss Yamuna. An solchen Szenen fasziniert den Fotografen, dass die westliche Zivilisation diese Verehrung des Heiligen zusehends aus Indien vertreibt, während sich umgekehrt immer mehr Menschen der westlichen Zivilisation von Yoga und anderen asiatischen Lehren anstecken lassen.

Eine der Wagnerschen Fotoserien heißt "Städtische Landschaften". "Vollmond in Manhattan" ist ein solches Bild: dauerbelichtete Straßenschlucht mit erleuchteten Büros — die Ansicht einer Metropole, welche die Nacht zum Tag macht. André Wagner will in den "Städtischen Landschaften" bald auch Düsseldorfer Akzente setzen. Ihn reizt die historische Architektur der Altstadt rund um die Galerie Blaeser. Selbstverständlich will er auch dort nachts fotografieren, ebenso im Medienhafen, stets auf der Suche nach "Lichtsituationen". Schon jetzt freut er sich auf etwas, das selten geworden ist: Gaslaternen als Straßenbeleuchtung, dieses leicht funzlige, fahle, aber auch romantische Licht, das Düsseldorf bei Nacht so gut zu Gesicht steht.

(cwo)
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