Jan Böhmermann Fernsehmoderator macht jetzt Kabarett

Düsseldorf · Der Satiriker und Moderator tritt am 24. März im Zakk auf. Er spricht über fehlende Moral, Facebook und "Wetten dass..?".

Jan Böhmermann: Fernsehmoderator macht jetzt Kabarett
Foto: dpa, Britta Pedersen

Wer keinen Sinn für seinen Humor hat, den kann Jan Böhmermann zur Weißglut treiben. Der Moderator hat keine Angst vor Provokationen und auch nicht vor Lukas Podolski. Den Fußball-Nationalspieler parodierte er mit der Radio-Reihe "Lukas' Tagebuch" bei Eins Live. Podolski verklagte daraufhin den WDR, unterlag jedoch im Gerichtsverfahren. 2013 wurde Jan Böhmermann für den Grimme-Preis nominiert. Er moderiert das "Neo Magazin" auf ZDF neo.

Sie haben mal gesagt "Politik ist fun". Was meinen Sie damit?

Böhmermann In der Politik geht es um Macht in Reinform aber ohne jede weitergehende Verpflichtung. Wenn man hingegen als knallharter Wirtschaftsboss 800 Mitarbeiter vor die Tür setzt, kannst Du Dich kaum rausreden. Als Politiker hingegen kannst Du immer sagen: "Sorry, Freunde, das lag an den Umständen". Markus Söder hat einmal gesagt: "Moral ist in der Politik keine Kategorie, außer man möchte jemandem schaden". Das gilt auch fürs Showgeschäft — it's fun!

Was kann man denn von Ihrem Showprogramm erwarten?

Böhmermann Eine Mischung aus vielen neuen Nummern, eine kleine Werkschau und ein Hauch Improvisation. Und ich bringe auch unveröffentlichte Texte mit. Für richtiges Kabarett fehlt mir zum Glück die intellektuelle Leistungsfähigkeit, und Comedy ist mir zu stumpf, deshalb mache ich etwas dazwischen.

Unveröffentlichte Texte? Haben Sie etwa einen Roman in der Schublade?

böhmermann Nein, auf keinen Fall. Ich habe ein Buch geschrieben und das war die anstrengendste Arbeit meines Lebens. Mit den Texten meine ich Nummern, die ich im Fernsehen nicht machen darf — aus Jugendschutzgründen.

Sie bezeichnen sich selbst als Feedback-Künstler. Was erwarten Sie von Ihrem Publikum?

böhmermann Meine Show ist keine Einbahnstraße. Ich habe ein festes Programm, aber die Leute können auch selbst was daraus machen. Jeder Abend ist anders. In Bielefeld war es ganz anders als in Duisburg. Und, ja, ich schaue mir vor jeder Show ziemlich genau an, was die Leute so in sozialen Netzwerken treiben.

"Facebook ist ein Instrument zum Totschlagen von Zeit" — das haben Sie mal gesagt. Haben wir zu viel Zeit?

Böhmermann Facebook ist einfach eine Kommunikationsform, an die man sich sehr schnell gewöhnt. Menschen wollen gerne das Bild beeinflussen, das andere von ihnen haben, das war schon immer so.

Das kann auch schiefgehen.

Böhmermann Ja, aber ich finde es trotzdem wesentlich sympathischer, wenn Menschen im Freundeskreis in sozialen Netzwerken scheitern, als bei "Deutschland sucht den Superstar".

Haben Sie mal überlegt, "Wetten dass..?" zu moderieren?

Böhmermann O ja, das habe ich. Und in den Augen des ZDF-Intendanten sah ich diesen Satz: "Ja, Jan, du kannst das, ich glaub an Dich!". Aber ich habe Blümchen zitiert und ihm gesagt: "Gib' mir noch Zeit, ein kleines bisschen noch!"

Mit dem jetzigen Moderator Markus Lanz kabbeln Sie sich ja ganz gerne.

Böhmermann Ach, Quatsch, ich bewundere ihn sehr. Ich kann so viel von Markus Lanz lernen! Ich hab einen proletarischen Hintergrund, er kommt aus der oberen Mittelschicht Norditaliens, ist ehrgeizig und diszipliniert, sieht wahnsinnig gut aus. Und ich muss mir diesen unsäglichen Bart stehen lassen, damit man mein Gesicht nicht so sieht.

Neben Ihrem Job als Moderator sind Sie auch Schöffe gewesen. Wie war das?

Böhmermann Ich bedaure sehr, dass ich das nicht mehr machen kann, meine Amtszeit ist um. Eine Amtsgerichtsverhandlung ist nichts anderes als eine kleine Samtagabendshow im wirklichen Leben.

VERENA PATEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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