Düsseldorf Fernsehlieblinge auf der Komödien-Bühne

Düsseldorf · Premiere von Barry Creytons "Doppelfehler": Luftig-seichtes Zweipersonen-Stück mit Jörg Schüttauf und Mirja Boes.

 Glänzend als Schauspieler, in der Liebe Versager: Jörg Schüttauf und Mirja Boes in dem Stück "Doppelfehler" in der Düsseldorfer Komödie.

Glänzend als Schauspieler, in der Liebe Versager: Jörg Schüttauf und Mirja Boes in dem Stück "Doppelfehler" in der Düsseldorfer Komödie.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es weht ein Hauch von Abschiedsstimmung über der Komödie. Helmuth Fuschl und Paul Haizmann haben die Geschäfte zum Jahresende in die Hände ihrer Nachfolgerin Katrin Schindler gelegt. Und bald sind die beiden erfolgreichen Theatermacher aus Düsseldorf ganz verschwunden. Sie gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Noch in dieser Premiere läutet Fuschl, der beim "Doppelfehler" selbst Regie geführt hat, mit der Glocke in der Hand zum zweiten Teil, damit das Publikum wieder in den Saal geht. Dann inszeniert er im Mai "Kalender Girls". Und Schluss ist.

Mit der Premiere von "Doppelfehler" am Mittwochabend hat der versierte Regisseur seine Professionalität bewiesen und all das vermixt, was einen Teil seines Erfolges ausmachen dürfte: Er hat Schauspieler mit zugkräftigen Namen engagiert — den vor allem als "Tatort"-Kommissar berühmten Jörg Schütt—auf und die von Serien und Comedy-Auftritten im Fernsehen her bekannte Mirja Boes. Er hat ein Stück ausgewählt, das tatsächlich kaum Tiefgang aufweist, dafür eine Menge kleiner Pointen und Nickligkeiten des Alltags verrührt. Die Schärfe bezieht das luftig-seichte Werk des in Australien angesagten Autors Barry Creyton aus deftigen Zoten und reichlich sexuellen Anspielungen.

Die Regie bietet das alles in kleinen Häppchen dar, kurz geschnitten mit raschen Szenen- und Garderobenwechseln, von programmatischer Musik während der Umbauten untermalt (u.a. Klaus Lage, Udo Jürgens, Hilde Knef, Ina Deter). Diese Herangehensweise zerstückelt den Text in Einzelepisoden, deren Ausgang oft nicht nur von Hobbypsychologen vorhersehbar ist.

Das Thema Liebe wird behandelt, das Aufwärmen einer einstmals abgeschlossenen Beziehung, das Wiederaufflackern körperlicher Lust. Alexandra und George waren einige Jahre verheiratet, lang ist's her, jetzt treffen sie sich wieder zwischen Herren- und Damentoilette. Sie umkreisen sich, gleich spürt man, sie finden wieder Gefallen aneinander. Dank herber Späße gerät die körperliche Annäherung allzu leicht: Ihm fallen etwa die Kontaktlinsen in ihr Dekolleté.

Außerdem hat er ein anhaltendes Problem mit seinem aufstehenden Hosenschlitz — sie muss beim Entzerren helfen. Man verabredet sich beiläufig, ein paar Schnitte später liegt man gemeinsam in einem Bett mit Seidenwäsche. Doch es will nicht so recht klappen mit den neu erwachten Gefühlen. Die Diagnose "impotent" erschreckt George, einen den Schilderungen nach ausgewiesenen Frauenjäger. Viel später klappt es dann im Bett. Nur alles andere nicht.

Der Doppelfehler, der im Tennis meist der Nervosität geschuldet ist, fördert in der Liebe selten das Happy End. Zumal, wenn das Alter die Attraktivität nicht gerade erhöht. Die altbekannten Probleme wiederholen sich, die Vorwürfe auch wie die Eifersüchteleien. Das Paar kehrt auf die Psychiatercouch zurück.

Körperlich gewandt und ausdrucksstark gibt Jörg Schüttauf den George, der im Leben offenbar nicht viel gelernt hat über den Umgang mit Frauen. Er spricht unaufgesetzt, man hört ihm gerne zu, diesem Unhold, der am Ende ein Verlierer ist. Mirja Boes bietet ihm wortgewandt Paroli, spielt leicht unterkühlt, ihre Körpersprache folgt nicht immer dem Text. Am Ende gibt es reichlich Applaus, der vor allem den beiden Fernsehlieblingen gelten dürfte.

(RP)
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