Düsseldorf Familiäre Atmosphäre für angehende Musiker

Düsseldorf · Die Internationale Musikakademie Anton Rubinstein versteht sich als Ergänzung und zugleich als Alternative zu den staatlichen Musikhochschulen.

An einer der lautesten Schnittstellen der Altstadt geht die architektonische Perle fast unter: Das barocke "Haus Goldener Helm" trägt einen mit Grünspan bedeckten Helm, ist aber eher berüchtigt für "Et Kabüffke" und den Spirituosenladen "Busch" im Erdgeschoss. Wenn man sich dem imposanten Eckhaus aber vor Inbetriebnahme des Amüsierrummels nähert, hört man ein leises Durcheinander von Klavier-, Geigen-, oder Flötentönen. Das Schild an der Klingel ist klein und unauffällig. Doch die Räume, in denen die Anton-Rubinstein-Akademie residiert, sind hell und geräumig. Michael Blatow, der Gründer und Betreiber der Akademie, ist stolz auf den Standort: "Hier ist das Leben!", sagt er mehrdeutig lächelnd. Blatow ist gebürtiger Petersburger, studierte Geige und wanderte 1980 nach Deutschland aus. Bis kürzlich spielte er im Aachener Symphonieorchester, nun hat er - auch wegen Problemen mit der Schulter - aufgehört und kann sich ganz seinem Projekt widmen. Blatow spricht leise und bedächtig und wirkt so gar nicht wie ein risikofreudiger Unternehmer, der er aber eigentlich ist.

Denn die Akademie war zuerst ein ganz kleines Kammermusik-Projekt, das im damaligen Steinway-Haus angesiedelt war. Jetzt zählt die Akademie mehr als 150 Studenten, und soeben hat Blatow Räume in Berlin angemietet, die Zeichen stehen also auf Expansion. "Davon hätten wir 2002 niemals zu träumen gewagt", gibt er zu. Immer schon aber wollte er eine Akademie als Ergänzung zum reglementierten Hochschulstudium aufbauen. So fing es klein an, und der Namensgeber Anton Rubinstein wurde - noch im Steinway-Haus - natürlich mit Bedacht eingesetzt. Der Komponist, Dirigent und Pianist Anton Rubinstein (nicht zu verwechseln mit dem berühmten Klaviervirtuosen Artur Rubinstein) gründete 1862 in Petersburg das erste Konservatorium Russlands und war mit Exklusiv- Vertrag der Firma Steinway in USA als Pianist unterwegs und trug damit zum Aufstieg der Klaviermarke bei. "Wir haben den Namen aber vor allem gewählt, weil Rubinstein eine Verbindung zwischen Deutschland und Russland stiftet. Denn er war in beiden Ländern gleichermaßen zuhause und sprach sogar in Russland Deutsch", so Blatow.

Was vor 14 Jahren klein begann, ist nun eine private Hochschule mit anerkanntem Abschluss. Um diese Anerkennung hatte sich zunächst niemand bemüht, aber als plötzlich das Ausländeramt die Aufenthaltsgenehmigungen der Rubinstein-Absolventen nicht verlängern wollte, musste man die Vergleichbarkeit mit den staatlichen Studien nachweisen. "Die Alternative war, die Akademie zu schließen".

Auch für die Rubinstein-Akademie muss man eine Aufnahmeprüfung bestehen. Und die Studierenden werden nicht zugeteilt, sondern die Dozenten wählen selbst aus. "Sonst würden sie mir weglaufen", sagt Blatow. In der Reihe der Dozenten finden sich gute Bekannte; etliche Mitglieder der Düsseldorfer Symphoniker geben hier ihre Erfahrungen weiter. Blatow kooperiert mit den Hochschulen in La Spezia, Castelfranco Veneto und Tilburg, veranstaltet Wettbewerbe, Konzerte und Sommerakademien, hat eine Stiftung und einen Förderkreis. Was

alle Studenten aber dort eigentlich suchen, ganz gleich in welchem Stadium der Ausbildung, weiß Blatow genau: "Bei uns geht es sehr familiär zu. Musik braucht ja eigentlich den persönlichen Kontakt. Die meisten Hochschulen sind aber heute eher anonyme Riesen-Betriebe. Das ist unser entscheidender Vorteil."

(RP)
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