Filmfestival in Los Angeles Auf dem Weg zum Oscar

Los Angeles · Die Düsseldorfer Filmemacher Adi Wojaczek und Patrick Mölleken haben mit ihrem Kurzfilm über Cybermobbing einen Preis in Los Angeles gewonnen.

 Patrick Mölleken und Adi Woja­czek (v.l.) bei ihrer Abreise nach L.A. Vielleicht müssen sie demnächst erneut dorthin.

Patrick Mölleken und Adi Woja­czek (v.l.) bei ihrer Abreise nach L.A. Vielleicht müssen sie demnächst erneut dorthin.

Foto: Adi Wojaczek

Schon Jugendliche können grausam sein. In den Schulen zeigt sich das immer häufiger im Cybermobbing. Bis zum Suizid kann das führen. „Ich glaube, den Jugendlichen fehlt die Empathie, ihnen ist nicht klar, was für einen Schaden sie anrichten“, sagt Adi Wojaczek (35). Er ist Regisseur und Drehbuchautor des Kurzfilms „Es wird besser“, der sich des Themas annimmt.

Der Film hat vergangene Woche in Los Angeles auf dem L.A. Shorts Fest Weltpremiere gefeiert. Jetzt hat er dort den Preis für das beste Drama geholt. Das ist eine große Auszeichnung, auch weil das Festival zu den renommiertesten internationalen Kurzfilmfestivals gehört. Die Oscar-Academy erkennt sieben Preiskategorien an, und auch für die britischen Bafta-Awards kann man sich beim L.A. Shorts Fest qualifizieren.

In „Es wird besser“ geht es um die Mutter Anne (Ursula Strauss) und ihren Sohn Ben (Marlon Heidel), der an seiner Schule in Cybermobbing verwickelt wird. Als Anne das erfährt, versucht sie beim Rektor (Charles Rettinghaus) den Umgang mit Cybermobbing zu verändern.

Cybermobbing ist ein überaus ernstes Problem. Anders als bei regulärem Mobbing gibt es nämlich für die Opfer keinen Rückzugsort. Häufig wissen die Eltern nichts von dem, was ihre Kinder durchleiden, was täglich online an Gemeinheiten passiert. Cybermobbing ist äußerlich unsichtbar, das zeigt „Es wird besser“.

Produziert wurde der Kurzfilm von Patrick Mölleken (24), dem Schauspieler ist die Botschaft des Films wichtig: „Wir wollen mit dem Film etwas erreichen, er ist ein Mittel.“ Das Ziel: Eine Debatte über Cybermobbing auslösen und damit möglichst die Gesetzgebung in Deutschland verändern. Vorbild sind für Wojaczek und Mölleken die österreichischen Gesetze, die dort seit 2016 Cybermobbing strafbar machen.

Als Produzent war Mölleken für die Organisation, das Team und die Finanzierung zuständig. Finanzielle Hilfe kam von der Bevölkerung mittels Crowdfunding. Außerdem hat Mölleken Überzeugungsarbeit geleistet, um auch Sponsoren für Video-Equipment und Produktionsfahrzeuge an Bord zu kriegen. Die Filmmacher organisierten den Kurzfilm innerhalb von nur zwei Monaten.

Trotzdem haben sie hochkarätige Schauspieler von „Es wird besser“ überzeugt. Gerade Strauss als Mutter sei toll, sie sei die Meryl Streep Österreichs, findet Wojaczek. Und auch der Schulrektor ist mit Charles Rettinghaus namhaft besetzt. Für das Drehen (unter anderem in Düsseldorf und Mönchengladbach) selbst hatten die Filmemacher bloß sehr kurz Zeit, nur drei Tage mit Strauss. „Das heißt, wir haben etwa sechs bis sieben Minuten pro Tag abgedreht“, sagt Mölleken. Das ist sehr viel, normalerweise rechnet man mit etwa zwei bis drei Minuten Film pro Drehtag.

Mit dem Ergebnis sind die Filmemacher zufrieden. Wojaczek ist aber auch begeistert von der positiven Rückmeldung, die der Film in L.A. gekriegt hat. „Die Leute waren echt überwältigt, haben uns ausgequetscht und gefragt, was die Inspiration des Films war“, erzählt Wojaczek. Die Begeisterung der Zuschauer für den Kurzfilm habe in den folgenden Tagen auch nicht aufgehört. Dass „Es wird besser“ die Kategorie „Best Drama“ gewonnen hat, sei trotzdem „echt der Knaller“, schließlich habe er sich damit gegen 330 Konkurrenten durchgesetzt.

Mit dem L.A. Shorts Fest hat „Es wird besser“ seinen Festivalrun gestartet. Das restliche Jahr werden die Filmemacher mit dem Kurzfilm auf Festivals touren. „Natürlich wollen wir auch Richtung Oscars, ganz klar“, sagt Wojaczek. Ob das wirklich etwas wird, steht aber erst später im Jahr fest. „Es geht darum, in eine Shortlist zu kommen, also in eine Auswahl, die bei der Oscar-Academy präsent ist, und das passiert erst ungefähr im November.“

Sicher ist also noch nichts, trotzdem sind die Filmemacher vorsichtig optimistisch. „Die Chancen sind insofern ganz gut, weil es um ein wichtiges Thema, nämlich Cybermobbing, geht, der Film strukturell gut ist und wir tolle Schauspieler haben“, sagt Wojaczek. Mölleken weist auf die Unterstützung hin, die der Film noch vor seiner Produktion von vielen Leuten bekommen hat: „Der Kurzfilm ‚Es wird besser‘ ist sozialkritisch, etwas Besonderes. Wir glauben an unseren Film.“

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