Düsseldorf Einmal Paradies und zurück: Junges Schauspielhaus reist in den Garten Eden

Düsseldorf · Am Anfang standen Fragen: Wie sieht dein Paradies aus? Wo liegt es? Und wie ist es, wenn du endlich da bist - und es nicht mehr verlassen kannst? Immer mittwochs trafen sich in den vergangenen Monaten Menschen im Jungen Schauspielhaus, um sich ihre Antworten auf solche Paradiesfragen zu erzählen. Sie kommen aus Düsseldorf, Syrien oder sonst wo, sind acht Jahre alt oder schon 78, und am Anfang war das alles ein Spiel, eine gute Art, einander kennenzulernen. Nun ist ein Theaterstück daraus geworden: "Garten Eden". Morgen ist Premiere im Jungen Schauspielhaus.

Ein Märchen von Kurt Schwitters liefert den Regisseuren Bianca Künzel und Alexander Steindorf das fiktive Gerüst, um all die Erzählungen der Flüchtlinge und der Düsseldorfer, die am Projekt teilnehmen, zu vereinen. Nun ist die Reise eines Jungen zu erleben, der einem Paradiesvogel auf eine Insel folgt, am herrlichsten Ort der Welt aber merkt, dass er die Mutter vermisst. Es geht um Sehnsuchtsorte, Aufbrüche, Erfahrungen von Flucht, Trennung, Krieg, und die Teilnehmer des Projekts spürten schnell, wie der Austausch darüber die Befangenheit zwischen ihnen schwinden ließ. "Natürlich gab es Distanzen zwischen einer älteren Frau aus Deutschland und etwa einem jungen Mann aus Syrien", erzählt Lisa Pohl (78), die morgen im "Garten Eden"auf der Bühne steht. "Aber wir haben einander verstehen gelernt und wenn heute einer aus der Gruppe Geburtstag hat, umarmen wir uns ganz selbstverständlich."

Die Inszenierung auf Deutsch, Arabisch und Persisch ist in mehrfacher Hinsicht ein integratives Projekt, denn sie vereint nicht nur unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Altersstufen, sondern greift auch Texte auf, die in einer Schreibwerkstatt mit Pamela Granderath und in einem Integrationskursus im Zakk entstanden sind. Einige dieser Texte stecken nun auch im Literatur-Automaten im Jungen Schauspielhaus, einem Apparat, an dem man statt Zigaretten Texte ziehen kann - in eigens illustrierten Pappschachteln.

Im "Garten Eden" auf der Bühne werden fast 50 Mitwirkende zu erleben sein. Für das Regie-Team eine Herausforderung, musste es doch Verständnis dafür schaffen, dass ein Theaterstück nur gelingt, wenn die Darsteller verbindlich zur Probe kommen. Und dann waren noch all die unterschiedlichen Fähigkeiten, Vorstellungen von Kunst, vom Leben und vom Garten Eden auf die Bühne zu bringen. "Manchmal war das ein großes Chaos", sagt Alexander Steindorf, "doch genau das war der Reiz." Sie hätten ganz ohne professionellen Druck arbeiten müssen, dafür aber aus der kulturellen Vielfalt und der Begeisterung der Teilnehmer schöpfen können. Auch Kinder aus der Nachbarschaft des Theaters an der Münsterstraße sind dabei, Youssef (12) und Yahya (11) Askale etwa, die ein Zettel an der Tür des Hauses neugierig gemacht hatte. "Wir wollten wissen, was ein Garten Eden ist", erzählen sie. Nun stehen die Brüder auf der Bühne und sind kein bisschen aufgeregt, sagen sie - "na ja, ein bisschen".

Die Premiere morgen ist ausverkauft. Für Sonntag und nächstes Wochenende gibt es Karten unter: 0211 85 23 710

(dok)
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