Düsseldorf Ein Musiker macht alles selbst

Düsseldorf · Fabian Haupt spielt Pop, Blues und Jazz, sein Album hat er mit Crowdfunding finanziert. Der 25-Jährige macht seit seiner Kindheit Musik.

Düsseldorf: Ein Musiker macht alles selbst
Foto: Christian A. Photos

Auf den ersten Blick sieht er aus wie Mark Forster, beim ersten Hören erinnert er an Joris. Sein Name ist Fabian Haupt. Vollbart, Brille und Schirmmütze sind die Markenzeichen des 25-Jährigen. Der Düsseldorfer lebt für die Musik, und das schon von klein auf. "Mein Vater hat immer Boogie Woogie auf dem Klavier gespielt", erzählt er. "Mit vier Jahren habe ich mich dann das erste Mal selbst an den Tasten versucht." Ein Jahr später nahm er Klavierunterricht - und es sollte keine Phase bleiben: 14 Jahre lang wurde Haupt am Klavier ausgebildet, hinzu kamen noch sechs Jahre Jazz-Klavier-Unterricht.

"Ich hatte schon immer Lust, selbst Musik und Texte zu schreiben", sagt der junge Musiker, der mit zwölf Jahren zusätzlich Kompositionsunterricht nahm. Schon früh probierte er unterschiedliche Musikrichtungen aus und spielte in Bands mit englischsprachigen Liedern. Musikproduzent Dieter Falk riet ihm schließlich, in seiner Muttersprache zu texten. "Auf Deutsch kann ich mich sprachlich viel besser entfalten", sagt Haupt heute.

Auch nach der Schule ließ ihn seine größte Leidenschaft nicht los, so dass er an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf landete und dort Jazz und Keyboard studierte - seit diesem Sommer darf er sich offiziell "Bachelor of Music" nennen. Durch das Studium lernte er viele Gleichgesinnte kennen, darunter auch seine Bandkollegen, mit denen er seit Anfang des Jahres Musik macht. "Außerdem habe ich an der Uni gelernt, von der Aufnahme bis hin zum Konzert die Technik zu verstehen. Das erleichtert die Arbeit enorm", sagt Haupt.

Vergangenes Jahr nahm der Sänger sein erstes Album "Achterbahn" im eigenen Wohnzimmer auf, anschließend spielte er in ganz Deutschland Konzerte - allein in diesem Jahr schon mehr als 50. Anfang dieses Monats folgte seine zweite Platte, die EP "Einfach Geradeaus". Finanziert wurde diese per Crowdfunding: Auf einer Internetplattform sammelte der Musiker Geld für sein Projekt - als Ziel gab er 5500 Euro an, am Ende waren es 5879 Euro.

Für alle Unterstützer gab es ein Dankeschön. Je nach Höhe der Spende erhielten die Fans die neue CD, ein Treffen mit dem Musiker oder auch ein exklusives Wohnzimmerkonzert. "Die Aktion war wirklich cool. Mal saßen alle auf Sofas um mich herum, mal gab es Stehtische", sagt Fabian Haupt und ergänzt: "Das ist besser, weil sich dann alle zur Musik bewegen können."

Der Albumtitel ist gleichzeitig Fabian Haupts Lebensphilosophie: "Der Song ist auf einem Roadtrip in Schweden entstanden, wir sind einfach geradeaus gefahren, ohne Plan." Beim Songwriting geht es dem Sänger vor allem um authentische Gefühle: "Hinter allen meinen Songs steckt eine Situation, die ich selbst erlebt habe", erklärt er. Früher machte er zuerst die Musik und überlegte sich dazu einen Text, heute macht er es andersherum. Fabian Haupt: "Ich schreibe die Texte und denke nach, was die Musik ausdrücken soll."

Seine musikalischen Vorbilder sind Andreas Bourani, Johannes Oerding, Bosse und Joris, da er selbst auch am liebsten deutschen Pop hört. Auch der US-amerikanische Songwriter John Mayer hat ihn inspiriert. Neben deutscher Musik liegen dem Sänger auch Blues und Jazz am Herzen: "Vor allem Zuschauer ab 50 kann ich dadurch mitnehmen, die wippen beim Blues direkt mit."

Fabian Haupt ist in München geboren und in Meerbusch aufgewachsen. "Ich habe mich aber immer als Düsseldorfer gefühlt", sagt er. Der Musiker schätzt die Landeshauptstadt für ihre vielen Jazzclubs und die zunehmenden Möglichkeiten für Sänger und Songwriter, in Bars oder Kneipen zu spielen.

"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt", meint Haupt. "Ich mache jetzt ein oder zwei Jahre weiter Musik und schaue, wie sich das Ganze entwickelt."

"Das Ganze" bedeutet allerdings nicht nur Singen und Schreiben, sondern erfordert sehr viel Zeit und Engagement. Haupt hat oft von morgens bis abends zu tun: Er schreibt E-Mails und verschickt seine CDs an Konzertagenturen und Produzenten, kümmert sich um Merchandising, wie Sticker oder Taschen, und organisiert seine Konzerte samt hochwertigem Videomitschnitt selbst. Dabei spielen seine ehemaligen Kommilitonen von der Robert-Schumann-Hochschule eine wichtige Rolle, da sie sowohl bei Konzerten, der Technik oder auch bei Aufnahmen helfen. "Natürlich kann man darauf warten, Glück zu haben. Ich denke aber, wer viel arbeitet, erhöht seine Chance auf Erfolg", sagt er.

In seinen Liedern lässt der Sänger mal seine Stimme fliegen ("Vögel"), mal klingt er tief und rau ("Mrs. Goodweather Blues") - gemein haben jedoch alle seine Songs die eingängige Klavier- oder Gitarrenbegleitung sowie die lebendigen Bilder, die er erschafft. Außerdem singt Fabian Haupt trotz einiger nachdenklicher Strophen immer lebensbejahend ("Einfach geradeaus") und verändert wortgewandt die Perspektive aufs Leben ("Kieselweitwurfchampion"). Außerdem gibt es auf dem Album einen elektronischen Remix.

Für die Zukunft plant er weitere Konzerte und würde gerne auch auf einem Festival auftreten: "Genial wäre natürlich, 2017 als Vorband mit Joris oder Bosse auf Tour zu gehen."

(RP)
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