Gastrotipp Ein Büffet wie ein Kunstwerk

Düsseldorf · Das Hotel Auszeit in Bilk bietet seinen Gästen und auch Nicht-Übernachtern eine Auswahl, die auf große Leidenschaft beim Einkäufer schließen lässt.

Gastrotipp: Ein Büffet wie ein Kunstwerk
Foto: Endermann Andreas

Das Hotel Auszeit könnte Führungen an seinem Frühstücksbuffet entlang anbieten - wir würden dafür sogar Eintritt bezahlen, wenn wir nichts essen dürften. Allein das Regal mit den Marmeladen und Schokoaufstrichen gleicht einem Kunstwerk, in jeder Ecke, bei jedem Gang ans Buffet, entdecken wir eine neue nette Idee.

Das Auszeit ist ein normales Vier-Sterne-Hotel, das am Lastring liegt und damit aber auch nur wenige Gehminuten von den Eingängen des Volksgartens entfernt ist. Düsseldorfer kommen damit vor allem dann in Berührung, wenn Besuch dort übernachtet, oder eben, wenn ihnen jemand vom erwähnten Buffet erzählt hat.

Dass in dem Hotel viele Dinge mit Augenzwinkern und Freude statt Pflicht gemacht werden, merken die Gäste schon auf dem Weg zu ihrem Platz. Am Empfang hängen mehrere Uhren, darunter steht aber nicht wie andernorts New York, Peking und Berlin, sondern Theke, Köln und Karneval. Die Theken-Uhr zeigt die aktuelle Zeit, die Karnevals-Uhr steht immer auf 11.11 Uhr, die Kölner Uhr auf fünf vor zwölf. Und so geht es weiter: Im Speiseraum hängt ein großer Spiegel, der mit weit über hundert verschiedenen Quietsche-Entchen verziert ist. Die anderen Gäste sind überwiegend Menschen, die ein Wochenende in Düsseldorf verbringen, also an sich schon mal nette Zeitgenossen sind und sich entsprechend entspannt mit ihren Partnern und/oder Kindern für den zweiten Teil der Entdeckungs-Tour stärken.

Wir haben beim ersten Gang ans Buffet unser Ziel noch gar nicht richtig erreicht, als wir endgültig merken, dass uns nicht die herkömmliche Ansammlung an Frühstücks-Optionen erwarten wird. Im ersten Regal steht eine Mascarpone-Torte, die offensichtlich hausgemacht ist, weil sie zwar auch schön, aber vor allem sehr reich mit leckeren Zutaten gefüllt und verziert ist. Diese Torte ist letztlich ein schönes Bild dafür, wie an diesem Ort Gastfreundschaft verstanden wird. Gastfreundschaft bedeutet, Wünsche und Bedürfnisse möglichst aller Gäste erahnen und erfüllen. Das ist schon Zuhause schwierig, in einem Hotel angesichts der sehr verschiedenen Gäste eigentlich unmöglich, gelingt hier aber vorbildlich.

Wir zum Beispiel halten Müsli als Teil der morgendlichen Ernährung für deutlich überbewertet, im Auszeit aber könnten wir zum Cerealien-Fan werden. In der Mitte des Raums stehen mehr als 100 Gefäße mit möglichen Zutaten fürs Müsli, von getrocknetem Obst über diverse Flocken bis hin zu - Gott sei Dank - ungesunden Verzierungen.

Und man mag ja auch von Allergie-Trends halten, was man will, das Hotel geht charmant auf alle denkbaren Unverträglichkeiten ein: jede Menge Grundlagen, die glutenfrei sind, jede Menge Pudding und Quark für Menschen mit Laktose-Intoleranz.

Die absolute Krönung trotz Mascarpone-Torte, Waffeleisen und bunter Pulver für eine der sechs Milchsorten: das süße Regal. Es beheimatet mehrere Dutzend Marmeladen, und als würden alle Geschmacksrichtungen von guten Firmen noch nicht reichen, gibt es weitere hausgemachte Sorten, etwa Killepitsch-Brombeer. Dazu kommen zig Varianten von Schokocreme (mit Minze, mit Himbeeren, mit Espressobohnen), selbst Streusel und Spekulatiuscreme sind mit je zwei Sorten vertreten, und oben auf liegen drei Pakete Schokoschnitten.

Der anschließende Spaziergang hat eine stattliche Länge, um wenigstens ein bisschen was fürs Gewissen tun zu können.

Sie sind auf der Suche nach weiteren Cafés in Düsseldorf, in denen Sie gemütlich frühstücken können? Hier finden Sie unsere Top Ten.

(RP)
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