Kabarett in der Tonhalle Fröhlichkeit mit Harfenseufzern
Die Tonhalle streamt wieder Christian Ehrings kabarettistisches Klassik-Format auf ihrem Youtube-Kanal. Die Düsseldorfer Symphoniker spielen unter Marie Jacquot.
Mit einem herzlichen „Willkommen zur dritten Welle“ begrüßt Christian Ehring die Fans dieses kabarettistischen Klassik-Formats, das die Tonhalle auf ihrem Youtube-Kanal streamt. Und gleich ist er über die britische Mutante (Boris Johnson) auf der Brexit-Insel (Helgoland mit Pfefferminzsoße) bei Benjamin Britten und dessen „English Folk Tunes“-Suite.
Bei der sitzen die Düsseldorfer Symphoniker auf der Bühne um Marie Jacquot herum, die sie als Kapellmeisterin der Rheinoper ja ganz gut kennen. Jacquot strahlt gut gelaunt ins Rund und dirigiert dabei so unprätentiös instruktiv, dass man sich wundert, wie galant und farbenprächtig Brittens letztes Werk im leeren Saal klingt. Im melancholischen zweiten Satz darf die Harfe seufzen, im ersten hat Englischhornist Manfred Hoth ein ersehntes Solo.
Zu Jacques Iberts „Divertissement“, das mit Zitaten aus der Musikgeschichte scherzt und zuletzt Zwölfton-Cluster mit einer Trillerpfeife garniert, kommen Ehring die Plagiate unserer Tage in den Sinn. Bevor dann in fröhlichem Hin und Her Ralph Vaughan Williams‘ „Greensleeves“-Fantasie und Debussys phantastisch von Ravel instrumentierte Tarantella aus der Steiermark die Ohren entzücken, bittet der Kabarettist die Dirigentin zum Interview.
Jacquot strahlt dabei ebenso freundlich wie am Pult, erzählt von ihrer abgebrochenen Tennis-Karriere (sie war mal die Nummer Fünf in Frankreich) und muss Ehrings selbstbewusste Bildungsferne zum Thema Oper weglächeln.
Zum Schluss wird es dann aber noch mal musikalisch ganz verrückt, mit Peter Maxwell Davies‘ „An Orkney Wedding with Sunrise“, bei der, wie auf Orkney wohl üblich, zum Sonnenaufgang ein Dudelsack-Pfeifer auftaucht. Axel Römer im Schottenrock marschiert durch verwaiste Sitzreihen. Ehring vergleicht sein Instrument mit der Bund-Länder-Konferenz.