Düsseldorfer Schauspielhaus Falsche Nasen, echte Haare - ein Blick hinter die Kulissen

Düsseldorf · Mit „Die Maske!“ setzt das Düsseldorfer Schauspielhaus am kommenden Samstag seine Präsentation von Theaterberufen fort. Die Besucher bekommen Einblicke in ein vielseitiges künstlerisches Handwerk

Kilian Ponert wird für die Weltraumoper "Rückkehr zu den Sternen" geschminkt. Das passiert am Samstag auch vor den Besuchern.

Kilian Ponert wird für die Weltraumoper "Rückkehr zu den Sternen" geschminkt. Das passiert am Samstag auch vor den Besuchern.

Foto: T. Rabsch/Thomas Rabsch

In der Masken-Werkstatt des Schauspielhauses tut sich eine wundersame Welt auf. Aus Schränken quellen Perücken und ellenlange Zöpfe in allen Farben. Auf meterlangen Regalen reihen sich kahle Gipsköpfe aneinander, geformt nach den Maßen der Schauspieler und Schauspielerinnen – und mit deren Namen versehen. Eine ganze Wand wird eingenommen von gestapelten transparenten Boxen. Deren Inhalt verraten Beschriftungen wie „Glatzen“, „Tiermasken“, „Nasen, Ohren, Schnäbel“, „Koteletten“, „Afrohaar“, „Rokoko-Zöpfe“ oder „gehäkelte Katzenmasken“.

Ähnlich anregend geht es dort zu, wo das Ensemble vor seinen Auftritten geschminkt wird. Bei opulent ausgestatteten Inszenierungen wie „Der Sandmann“, „Dorian“ oder „Cabaret“ kann das schon mal eine Prozedur von gut eineinhalb Stunden sein.

Den Theaterbesuchern bleibt diese Welt gewöhnlich verborgen. Sie sehen und bewundern zwar das Ergebnis. Ahnen aber nicht, mit welchem Aufwand es oft erzielt werden muss. Spannende Einblicke hinter die Kulissen ermöglicht am Samstag die öffentliche Foyer-Veranstaltung „Die Maske!“ Mit ihrem Team weihen Abteilungsleiter Andreas Polich und seine Stellvertreterin Jutta Ross das Publikum in die Geheimnisse und Tricks ihres Berufes ein. Untertitel: „Falsche Nasen, echte Haare, glitzernde Wimpern.“

Als Modell stellt sich der Schauspieler Kilian Ponert zur Verfügung. Bei ihm lässt sich Schritt für Schritt beobachten, wie seine üppige Maske für die Weltraumoper „Rückkehr zu den Sternen“ entsteht. „Sie hat noch eine Besonderheit“, berichtet Andreas Polich. „Kilian kann mit seinen riesigen Ohren wackeln. Hier kommt also eine technische Raffinesse hinzu.“ Ein solch extremes Make-up, wie auch Narben und Wunden, seien natürlich effektvoll, räumt er ein. „Aber die Königsdisziplin und meine größte Freude sind Verwandlungen, denen man nicht ansieht, was gemacht wurde.“

In dem 16köpfigen Schauspielhaus-Maskenteam können alle alles, die Ausbildung ist generalisiert. Eines der wichtigsten Handwerkszeuge ist die Knüpfnadel, mit deren Hilfe Perücken gemacht werden. In einer abgeschiedenen Ecke sitzt Alexander Bernhardt. Er fädelt mit der winzigen Nadel Haarsträhnen auf Tüll und fertigt eine Ersatzperücke für Christian Friedel in „Dorian“ an. Bei dieser wie bei allen anderen Vorstellungen des Großen und Kleinen Hauses ist immer jemand aus der Maske dabei. Für den Fall, dass eine Perücke verrutscht oder die Schminke abgetupft und aufgefrischt werden muss.

Wenn die Schauspieler und Schauspielerinnen auf dem Schminkstuhl sitzen, verhalten sie sich unterschiedlich, erzählt Jutta Ross. „Manche bleiben ganz still und konzentrieren sich. Andere tauschen sich mit ihren Kollegen aus oder gehen den Text noch einmal durch.“ Bei „Cabaret“ sei die Atmosphäre auffallend munter: „Die stacheln sich gegenseitig an, nach dem Motto, wir sind in einer Show und daher gut gelaunt.“ Bei Frauen dauert die Vorbereitung in der Regel länger als bei Männern. Persönliche Eitelkeiten? „Kaum“, sagt Jutta Ross. „Jeder weiß, dass alles der Rolle geschuldet ist. Manche wünschen sich allerdings eine spezielle Maskenbildnerin, diese Bitte versuchen wir zu erfüllen.“

Andreas Polich wird am Samstag auch Requisiten zum Anfassen mitbringen. Etwa die Silikon-Nase von Andreas Grothgar, die beim „Sandmann“ zum Einsatz kommt. Und Masken von beweglich bis starr. Seit 2018 arbeitet der Abteilungsleiter am Schauspielhaus. „Ich war seit jeher ein Fan von Science Fiction“, erzählt er, „mich faszinierten die Masken und Bauten. Sie brachten mich früh zu meinem Beruf.“

Ein klassischer Weg. Drei Jahre Friseurlehre, die heute nicht mehr Bedingung ist. Danach drei Jahre Ausbildung an der Hamburger Staatsoper, weitere Stationen an der Düsseldorfer Rheinoper und am Schauspielhaus Zürich. Er sei ein bisschen aufgeregt vor der Veranstaltung, gibt Andreas Polich zu. „Ich habe mir absichtlich einen Beruf hinter der Bühne gesucht, nun stehe ich plötzlich selber im Rampenlicht. Aber ich freue mich sehr darauf.“

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