Düsseldorf Düsseldorfer Literaturpreis für Marion Poschmann

Düsseldorf · Die Reihe der Düsseldorfer Literaturpreisträger hat einen neuen Namen bekommen - und der ist klangvoll, er ist renommiert und inspirierend: Marion Poschmann. Am 8. Juni wird ihr der mit 20.000 Euro dotierte Preis traditionell im Forum der Stadtsparkasse überreicht.

Poschmann ist eine Berliner Autorin, was nichts heißt, weil ja mittlerweile fast die halbe schreibende Welt hierzulande dort lebt und arbeitet. Doch bis Berlin sie faszinierte und mit Studium und Lehramt zum Verbleib animierte, war sie eben doch - etwas großräumig gesprochen - eine von uns. In Essen 1969 geboren und in Mülheim an der Ruhr aufgewachsen. Und zumindest der Beginn ihres Studiums blieb greifbar nahe, in Bonn.

Sie gehört nicht zu den Frühberufenen ihrer Zunft, die eben noch Jugendliche waren und jetzt schon die Welt erklären. Mit 33 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Roman, "Baden bei Gewitter", es folgten Gedichte und wieder Prosa. Diesen Wechsel hat sie praktisch bis heute munter beibehalten.

Die Lyrik ist es vor allem, die der Jury die Entscheidung einflüsterte. Poschmann wird danach als eine "Biografin unserer denaturierten Natur in Zeiten der Globalisierung" ausgemacht, wie es im Literaturbetriebsdeutsch heißt. Poschmann ist in ihren Gedichten, in ihrer Prosa wie auch in ihren Essays eine genaue Beobachterin unserer Umgebung - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hat das Naheliegende im Blick und kleidet es in Worte, bis es groß und sinnfällig auch für anderes wird. Dabei ist und bleibt sie liebevoll. Sie denunziert nicht, dafür pflegt sie leise feine Ironie.

Typisch ihre Impression über die Ruhr: "In Betracht des Idyllischen ist die ein gemeinhin unterschätzter Fluss. Dabei verweist allein schon der Begriff ,Ruhr-Aue' eher auf das Auenland der Hobbits als auf ein Großstadtrandgebiet. Drüsiges Springkraut, Kormorane, Überflutungsflächen, wo im Frühjahr der Campingsplatz mit allen Wohnwagen unter Wasser steht, wo sich im Herbst die Zugvögel sammeln ..." Marion Poschmann zu lesen heißt auch, Anteil zu nehmen.

Die neue Preisträgerin ist keine Vergessene des Literaturbetriebs; lang ist die Liste der Stipendien, der Förderpreise und Ehrungen. Und jetzt der Düsseldorfer Literaturpreis, der nach ein paar Namenskapriolen zuletzt deutlich an Renommee gewonnen hat. Auch mit Preisträgern wie Hacker und Krechel, Hettche und Köhlmeier. Im vergangenen Jahr wurde Marcel Beyer in Düsseldorf geehrt, der kurz darauf sogar den Büchner-Preis bekam.

(los)
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