Düsseldorfer Improtheater-Festival Theater auf Zuruf
Das Ensemble Phoenixallee veranstaltet seit zehn Jahren ein Improtheater-Festival.
Theater aus dem Stegreif, wie die Gruppe Phönixallee es erfolgreich darbietet, fordert den Akteuren eine Menge ab: starke Nerven, Kreativität, spontanen Witz und die Bereitschaft, jede noch so überraschende Wendung unterhaltsam zu parieren. Das fünfköpfige Ensemble ist ein Star der Szene und seit zehn Jahren Veranstalter des Düsseldorfer Impro-Festivals. Gestern Abend ging bereits die „Show der Giganten“ im Kom(m)ödchen über die Bühne. Mit Künstlern aus ganz Deutschland, die allesamt schon mit der Trophäe „Der goldene Phön“ ausgezeichnet wurden, der schimmernden Nachbildung eines Föns.
Improtheater-Gruppen haben zumeist originelle Namen. Da gibt es die Frischlinge aus Frechen, Bühnenpolka aus München, Manta und Degen aus Unna oder Wortkomplott aus Essen. Die Düsseldorfer schlagen mit Phönixallee einen doppelten Bogen: zur nahen Königsallee und dem Symbol des Phönix aus der Asche, der urplötzlich aufsteigt. „Aus dem Nichts etwas machen“, verdeutlicht Mitbegründer Tobias Reitz die Philosophie des Improtheaters. Dazu gehört die Kunst, sich binnen einer Sekunde eine Rolle anzueignen und eine Geschichte zu erzählen. Regie führt das Publikum, auf dessen Zurufe die Schauspieler blitzschnell reagieren. Tobias Reitz ist hauptberuflich Schlagertexter. Christina Arnold, ebenfalls von Anbeginn dabei, suchte als ausgebildete Theaterpädagogin nach einem spannenden Wirkungskreis und war Feuer und Flamme, als sie das Improtheater entdeckte.
Ursprünglich entstand es in den 1970er Jahren im studentischen Milieu in Kanada, schwappte dann nach Europa über und wurde in Deutschland durch das Bonner Springmaus-Ensemble bekannt. „Das war auch meine Inspiration“, sagt Nele Weber, „ich wollte das immer machen, traute mich aber nie.“ Die Hauptkommissarin aus Mönchengladbach, heute Polizei-Pressesprecherin, hat allerlei Stationen hinter sich, inklusive Streifendienst. „Früher habe ich mein Geld nachts auf der Straße verdient“, scherzt sie. Vor zwei Jahren fasste sie sich ein Herz und fand ihr Glück bei Phönixallee, wie auch der Sozialarbeiter Thomas Mesmer und die Verlagslektorin Annette Krumreihn.
Das Ensemble tourt mit einer eigenen Krimi-Dinner-Reihe durch NRW und bietet Business-Coachings an. Die Workshops beim Festival (Impro-Musical, Impro-Satire, Dramaturgie) sind ausgebucht, aber zwei große Publikums-Veranstaltungen stehen noch aus: die „Impro-Session Deluxe“ mit offener Bühne für Jedermann (Samstag, 19 Uhr, Theatermuseum, Eintritt frei) und der Wettstreit um den „Goldenen Phön“ (Sonntag, 18 Uhr, Kom(m)ödchen, Karten gibt es unter improfestival-duesseldorf.de). Noch nie vom Improtheater gehört? Das dürfte daran liegen, dass es ein reines Bühnenformat ist. Was auch Sinn macht, wie Tobias Reitz beteuert. „Man braucht das Miteinander. Das gemeinsame Lachen ist unersetzlich.“