Serie Vergessene Dinge Aborigine-Malerei neu interpretiert

Düsseldorf · Joanne Nalingu Curries „Maranoa River“ wartet im Kunstpalast seit 17 Jahren auf eine Ausstellung. Das großformatige Gemälde vereint traditionelle Symbolik mit modernen Materialien.

„Maranoa River“ zeigt den australischen Fluss in der Regenzeit – umgeben von üppiger Blüte.

„Maranoa River“ zeigt den australischen Fluss in der Regenzeit – umgeben von üppiger Blüte.

Foto: Kunstpalast

Die Welt ist groß, und die Ausstellungsfläche klein – der einzige Grund, warum „Maranoa River“, dieses eindrucksvolle Bild der Aborigine-Künstlerin Joanne Nalingu Currie, seit 17 Jahren im sprichwörtlichen Keller des Kunstpalastes auf eine Ausstellung wartet, ist ein profaner. Das Haus hatte das 2001 entstandene Bild zusammen mit weiteren Gemälden aus einer Sonderausstellung im Kunstpalast angekauft, die sich als Teil der „Großen Kunstausstellung 2003“ Künstlerinnen und Künstlern aus dem australischen Queensland widmete. Seit der Schau vor 17 Jahren fand sich nun schlicht kein Platz mehr, das Bild – es ist nur eines von 3000 Bildern der Moderne, die der Kunstpalast besitzt – gebührend und im richtigen Kontext zu zeigen.

Kay Heymer, Leiter Moderne Kunst im Kunstpalast, sieht in dem Ankauf einen Hinweis auf die stark ins Internationale gerichtete Sammelleidenschaft des ehemaligen Generaldirektors Jean-Hubert Martin. Dass das psychedelisch anmutende, 180 mal 90 Zentimeter große Acrylgemälde so lange keine Öffentlichkeit erfahren hat, sei „das klassische Schicksal 90 Prozent aller Dinge, die wir ankaufen“, erklärt Heymer: „Wir halten uns aber nicht mit dem Sammeln zurück, weil wir nur 100 Gemälde ausstellen können – dann hätten wir vor 60 Jahren aufhören können, da hatten wir genug, um die Fläche zu füllen.“

Joanne Nalingu Currie wurde 1964 in Mitchell Yumba im westlichen Queensland geboren und begann 1989 mit der Malerei. Sie gehört zur Gunggari-Sprachgruppe und bezieht sich in ihren Bildern auf traditionelle Schildmuster der Aborignes. Für Heymer ist ihr „Maranoa River“ das interessanteste aus dem damaligen Ankauf – nicht nur, weil es die größten Ausmaße hat. „Es zeigt den Fluss, der während der Regenzeit die Landschaft üppig wachsen und blühen lässt“, sagt der Sammlungsleiter: „Es drückt viel Kraft und Freude aus – einfach das pralle Leben.“ Das Gemälde sei Teil einer Serie, die den Fluss auch zu anderen Jahreszeiten zeigt, sich aber nicht im Besitz des Kunstpalastes befindet. Für das Verständnis des abstrakten Bildes ist laut Heymer wichtig, das Zusammenspiel sich fremder Medien zu erkennen: „Die traditionelle Malerei der Aborigine fand auf Felsen, Erde und Rinde statt; die Materialien Leinwand und Acryl sind modern. Das Bild zeigt, dass es nicht nur eine Verarmung, sondern auch eine Bereicherung traditioneller Kunst geben kann.“

Übrigens: Die Chance, dass „Maranoa River“ in näherer Zukunft wieder das Licht einer Ausstellung erblickt, stehen nicht schlecht, sagt Heymer: Nach dem bis Herbst 2022 laufenden Umbau des Kunstpalastes sei das Bild als möglicher Teil einer Neupräsentation auch außereuropäischer Künstler wieder im Rennen.

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