Ausstellung Blumenstillleben neu gedacht

Thyra Schmidt schafft mit ihren Stillebe eine Symbiose aus Text und Fotografie. Blumen stehen auf den Siebdruck-Bildern in verschiedenen Vasen, ihre Titel geben ihnen eine menschliche Geschichte.

 Auf jedem Bild variiert die Künstlerin die Lichtverhältnisse...

Auf jedem Bild variiert die Künstlerin die Lichtverhältnisse...

Foto: Thyra Schmidt

Die Schnittblume spielt schon seit langer Zeit eine marginale Rolle in der Kunst. Steht sie doch vermeintlich für Barock, Biedermeier oder Romantik. Alles nicht gerade angesagte Kunstströmungen in Zeiten von multimedialer, politischer und Gender-konformer Kunst.

Doch einige Künstler haben sich diesen sonnigen Frühling mit diesem vollkommen zu Unrecht vernachlässigten Sujet beschäftigt. Die Galerie Konrad Fischer widmete den Blumen eine ganze Ausstellung. Und Thyra Schmidt greift in ihrer Schau „Rendezvouz“ das Blumen-Stillleben wieder auf. In wechselnden Farben hängen in den Ausstellungsräumen von Martin Leyer-Pritzkow (Grupellostraße 8) zehn Blumenstillleben. Als Strauß oder einzeln stehen Tulpen, Nelken, Glockenblumen Narzissen oder Chrysanthemen in verschiedenen Vasen auf dem immer selben Tisch. 

Ein zugezogener Vorhang im Hintergrund läßt sanftes Licht auf die Bouquets fallen. Dabei variiert Schmidt die Perspektive und die Lichtsituation, wodurch die Fotos eine fast malerische Qualität bekommen. Sind sie doch fernab gestochen scharfer Fotoabzüge. Durch die sehr grobe Rasterung der Aufnahme ergibt sich ein Effekt der Verfremdung, der durch den einfarbigen Druck in Orange-, Rot-, Grün- und Blautönen noch verstärkt wird. Die Abzüge hat Schmidt selbst in einer Siebdruck-Werkstatt hergestellt. 

Ausgangspunkt für die Arbeiten und vor allem ihre Titel ist das ebenfalls ausgestellte Blatt „elle“. Darin erzählt Schmidt kurze Geschichten, leuchtet schlaglichtartig zwischenmenschliche Begebenheiten aus oder umreißt Alltagssituationen in kurzen, prägnanten Sätzen. Diese Arbeitsweise ist typisch für Schmidt, die bei Thomas Ruff an der Kunstakademie studierte. Vermischt sie doch in ihrer Arbeit selbst verfasste Texte mit Fotografien. Aus dem Zusammenspiel von Text und Bild generiert sie auch ihre poetischen und sehr bildlichen Titel der Arbeiten. In einer nur vier Sätze langen Geschichte verbringen ein Mann und eine Frau nach einem Konzert einen Nacht miteinander. „Der Hausschlüssel findet sich am nächsten Tag hinter dem Sofa wieder“ steht in blauer Schrift auf der Texttafel – und läßt wunderbar viel Interpretationsspielraum, was in der Nacht wohl alles passiert sein könnte. In der englischen Übersetzung findet sich der Satz dann als Titel für eines der Blumenstillleben wieder. Und bringt so eine menschliche Komponente in das sonst menschenleere Stillleben. 

Die Ausstellung ist noch bis 16. Juni geöffnet, allerdings nur nach Anmeldung bei Martin Leyer-Pritzkow unter mlp@mlpart.com oder 0172 2629096.

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